Enzyklopädisches Erzählen und vormoderne Romanpoetik (1400-1700)
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Enzyklopädisches Erzählen als narrative Form, die gelehrtes Wissen in einem bestimmten - Quantität, Ordnung, relative Vollständigkeit und Entproblematisierung anstrebenden - Zugriff narrativ integriert und diskursiviert, ist ein Phänomen, das in der (Gelehrten-)Kultur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit floriert.
Im gleichen Zeitraum entwickelt sich der Roman von einem in der zeitgenössischen Poetik wenig festgelegten Texttyp zur zentralen literarischen Gattung. Er trägt zur Reflexion und Popularisierung von Wissen bei, vermittelt dergestalt zwischen lateinischer Gelehrtenwelt und volkssprachiger Leserschaft und bedient sich historisch-polyhistorischer Formate und Verfahren.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes widmen sich Fragen nach literatur- und wissenshistorischen Zusammenhängen der skizzierten Entwicklungen und ihren Implikationen für die Entwicklung der Gattung Roman. Sie greifen Forschungsergebnisse der letzten Jahre auf und entwickeln sie in konzeptioneller wie empirischer Hinsicht weiter. Sie bewegen sich im Konvergenzraum von spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Literaturgeschichte, historischer Narratologie sowie Wissensgeschichte. Dabei werden mediävistische und Frühneuzeitforschung planvoll zusammengeführt, um daraus Erkenntnisgewinn für bisher vernachlässigte makroepochale Prozesse zu beziehen. Diese Zusammenarbeit zielt auf die Überwindung von tradierten Epochenkonzepten und Tendenzen disziplinärer Stereotypisierung.
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