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Eine Apologie der Zweideutigkeit

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Franz Kafkas "Proceß" bearbeitet systematisch die Frage, wie in der normierten rationalisierten Gesellschaft am Anfang des 20. Jahrhunderts das Recht auf Individualität oder, wie er es ausdrückt, das Recht auf Eigentümlichkeit behauptet werden kann, und kommt zu einer zweideutigen Antwort: Individualität kann nur vor dem Hintergrund von Normativität erscheinen und umgekehrt. Individuelle Geschichte und normatives Gesetz stehen in einer spannungsvollen Wechselbeziehung, in der ein Element das jeweils andere auszuschließen scheint und doch nur als dessen Komplement möglich ist. Eben diese Zweideutigkeit ist in der Prozeß-Metapher enthalten: der Prozeß ist beides zugleich, dynamische Entwicklung und statisches Urteil, Geschichte und Gesetz. Insofern kann Kafkas "Proceß" eine Apologie der Zweideutigkeit genannt werden. Zweideutigkeit in diesem Sinne ist aber nicht nur die Kernstruktur von Kafkas Poetologie, sie ist auch von weitreichender Bedeutung für die Beurteilung der bisherigen Kafka-Rezeption und für das Selbstverständnis der Kulturwissenschaften in der Gegenwart.
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