Eine altneue Interpretation zu Kafkas "Proceß"
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Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2023 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, , Sprache: Deutsch, Abstract: Der Autor sieht Kafkas Roman "Der Proceß" als eine ausgedehnte, in epischer Breite gestaltete metaphysische Parabel eines nicht geglückten Lebens, in dem ein "Verhaftetsein" als existenzielle Schuld dargestellt ist.
Die in den Roman eingefügte Türhüterlegende liefert den Schlüssel zum Verständnis des ganzen, durch Chiffrierungen, Spiegelungen und psychische Dissoziation gekennzeichneten Lebens des Protagonisten. Sowohl der Mann vom Lande als auch der alerte Prokurist der Großstadt ist nicht willens und nicht fähig, durch die für ihn vom Leben bereitgestellte Tür zu gehen. Nicht die komplizierten Zustände in der Donaumonarchie, nicht die Isoliertheit des deutschsprachigen Juden im mehrheitlich tschechischen Prag, nicht die lähmende, auslaugende Bürokratie der k. u. k.-Zeit lassen ihn scheitern, sondern er scheitert an sich selbst. Die innere Gerichtsverhandlung am Nachttisch der begehrten Nachbarin Fräulein Bürstner ¿ Kafka spiegelt sein persönlich erlebtes "Heirats-Unvermögen" und die Entlobung von Felice Bauer unter Zeugen im Hotel, die er als Gerichtsverhandlung und Verurteilung empfunden hatte.
Der Autor resümiert: Der "verweigerte Denk- und Erfahrungsprozess" dieses jungen Mannes führt zu einem handfesten, ausgewachsenen, echten Proceß, den er nicht überleben kann. Die eingeschobene Legende und der ganze Roman treffen sich im Kerngedanken des verpassten, zielgerichteten Gehens resp. Lebens. Und er schließt: "Die Gefahr des Verhaftetseins kann jeden betreffen."
Die Textinterpretation umfasst 29 Seiten.
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