Ein Vermächtnis
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Die Jahre, bevor in Europa die Lichter ausgingen, sind merkwürdig unterbelichtet geblieben. Kein deutscher Erzähler, mit Ausnahme von Thomas Mann, hat uns einen großen Gesellschaftsroman hinterlassen, der uns diese reiche, ahnungslose, schwer begreifliche Zeit fühlbar machen könnte. Nicht zufällig ist es eine Emigrantin, gebürtig in Berlin, aufgewachsen zwischen Deutschland, Frankreich und England, die diese Lücke geschlossen hat. Vertraut mit der Atmosphäre der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, mit dem jüdischen Großbürgertum Berlins ebenso wie mit dem badischen Landadel, entwirft Sybille Bedford ein Diorama dieser fernen Welt. Auf brillante Weise verbindet sie Elemente des Bildungs- und des Familienromans mit der politischen Kolportage. Boom und Ruin, Antisemitismus und Kulturkampf, militärischer Wahn und liberales Aufsteigertum bilden den historischen Hintergrund des Romans, dessen Handlung ein halbes Jahrhundert umspannt.
Julius von Felden, der Vater der Erzählerin, ist ein adeliger Kosmopolit, der das wilhelminische Preußen verabscheut und mit stoischer Würde den Schicksalsschlägen und Skandalen begegnet, mit welchen die Epoche ihn belästigt. Seiner Tochter kommt ein erstaunliches autobiographisches Gedächtnis zugute, das, auf beinah Proustsche Weise, die sprechenden Details einer verlorenen Zeit bewahrt hat. Wie genau sich der ebenso spannende wie komplexe Roman an die historische Realität hält, geht aus einem Dossier hervor, das Reinhard Kaiser zusammengestellt hat und das mit überraschenden Funden aufwartet. In England gilt A Legacy seit langem als ein Klassiker der Moderne.
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