Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
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Im Mittelpunkt der Handlung steht der Häftling Nr. S 854 - Iwan Denissowitsch
Schuchow, ein Zimmermann, der nach einer absurden Anklage wegen Hochverrats
zu zehn Jahren Lager verurteilt wurde, von denen er acht bereits abgesessen
hat. Das Geschehen beschränkt sich auf einen einzigen Tag im Januar 1951,
dessen monotoner Verlauf stellvertretend für die 3653 Tage steht, die Schuchow
insgesamt abzusitzen hat. Der Tagesablauf ist von der Lagerverwaltung streng
vorgegeben: Wecken, Essen fassen, morgendlicher Zählappell, Filzen auf
verbotene Gegenstände, harte körperliche Arbeit in der >>Brigade Nr. 105<<,
die auf die Baustelle eines Kraftwerks abkommandiert ist, Mittagessen,
wieder Arbeit, usw. Diesen Ablauf kennt Schuchow mittlerweile in- und auswendig,
er hinterfragt weder die Rituale der Lagerbürokratie noch die Willkür der
Bewacher. Schuchow lebt ausschließlich in der Gegenwart, sein Handeln und
Denken ist darauf abgestellt, listig und klug sein Überleben zu sichern
und innerhalb der Tagesroutine kleine Vorteile für sich herauszuschlagen:
etwa für einen Tag ins Krankenrevier eingewiesen zu werden, wo man sich
einmal richtig ausruhen kann, oder ein Paar echte Lederstiefel zugeteilt
zu bekommen. Insbesondere das Essen besitzt für den ständig hungrigen Häftling
eine geradezu obsessive Bedeutung. Über die Welt außerhalb des Lagers erfährt
Schuchow so gut wie nichts, und das Wenige, was er in den ein, zwei Briefen
erfährt, die ihm seine Frau pro Jahr schreibt, interessiert ihn nicht mehr.
Nur indem Schuchow seine sinnlose, entmenschlichte Existenz als Normalzustand
akzeptiert, kann er die Kraft zum Überleben finden. Am deutlichsten wird
dies in seiner Einstellung zur Arbeit. Die Mitglieder der Brigade kontrollieren
sich gegenseitig, da bei schlechter Leistung eines Einzelnen alle bestraft
werden, doch nicht nur deshalb packt Schuchow fleißig an. Er ist in positivem
Sinne naiv, ein arbeitsamer, bodenständiger Mensch, der es nicht ertragen
kann, Dinge halb oder schlecht zu erledigen. Indem er sich mit der Wand,
die er mauert, als seinem Werk identifiziert, verleiht er der Zwangsarbeit
und seiner ausweglosen Lage einen Sinn, den sie objektiv gesehen nicht
haben.
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