Ein Abend bei André Blutel
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Maxime Corton kommt aus Wien mit dem Zug in der Pariser Gare de l'Est an, sucht und findet ein Hotel, zieht bald wieder los für einen Gang durch die Stadt. Der Mann, Ende zwanzig, ist offensichtlich ohne Familie und auch ohne Job. In einer Brasserie lernt er die junge Madeleine kennen, eine Prostituierte. Sie nimmt ihn mit in ein Hotel, doch mitten in der Nacht verlässt er sie, weil er allein sein will.Anderntags beschließt er, seinen alten Freund (und Arzt) André Blutel zu treffen, den er seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen hat. Blutel hatte ohnehin ein paar Freunde zu sich eingeladen. Maxime verspricht sich einiges von dem Treffen, will er doch seinem Leben eine neue Richtung geben. Er hofft auf Unterstützung, vielleicht hat jemand ja Arbeit für ihn oder kann etwas für ihn unternehmen. Vorerst sind sie für wenige Stunden zu dritt: Maxime, Blutel und dessen Mätresse Geneviève essen zusammen zu Abend, bevor um neun Uhr die Gäste kommen. Tatsächlich ist ein Thema ihres Gesprächs Maximes Arbeitssuche, konkrete Hilfe können die beiden ihm allerdings nicht anbieten. Geneviève zeigt sich Maxime gegenüber gewogen, sie will sich für ihn verwenden und den einen oder anderen Gast in dieser Sache ansprechen.Im Mittelpunkt des Romans stehen nun die nacheinander eintreffenden Gäste. Bove zeigt aber seine Figuren hier kaum in ihrem wechselseitigen Verhältnis zueinander und lässt zwischen ihnen auch nur wenig Dialog zu, beleuchtet werden stattdessen markante Einzelheiten ihres jeweiligen Lebens. Auffallend hebt die Beschreibung dabei nicht auf positive Charaktereigenschaften ab, im Gegenteil. Bei jedem geschilderten Lebensentwurf macht sich eher Nachteiliges bemerkbar, eine grundsätzliche Banalität, unterfüttert von Manien, Eitelkeiten, Eifersüchteleien oder ausgeprägter Hybris. Das Gesamtbild dieser Gruppe, so wird es Maxime am Ende bilanzieren, ist ernüchternd. Daraus zieht er seine Schlüsse: jeder hat womöglich gelitten wie er, jeder aber hat auch resigniert, jeder ist im Grunde gescheitert wie er selbst. "Im Kleid einer geradezu lapidaren Sprache erschließt sich der hochpoetische Kosmos eines Klassikers der Moderne." (Ingeborg Waldinger in der Neuen Zürcher Zeitung vom 5. März 2013)
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