Eichhörnchenlieder. Ein Tagebuch. keiper lyrik 27
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Als Autor, Publizist, Übersetzer, Herausgeber der Zeitschrift »Buchkultur« und Träger mehrerer literaturbetrieblicher Funktionen ist Nils Jensen ein Kenner und Mitgestalter der österreichischen Literaturlandschaft, aber auch ein scharfer Beobachter breiterer gesellschaftlicher Zustände und Veränderungen. Seine »Eichhörnchenlieder« setzen ein leises und doch eindringliches Ausrufezeichen hinter die fatale und sonderbare Zeit der Pandemie, die nicht nur das literarische, sondern auch unser aller persönliches Leben einschneidend verändert und an den Grundfesten unserer Gesellschaftsordnung gerüttelt hat. Dafür hat Jensen die Form eines lyrischen Tagebuchs gewählt, das er im April 2020 mit täglichen Kurzgedichten an seine an Covid erkrankte Frau begonnen und dann in loser Folge während der pandemiegeprägten Zeit bis Dezember 2021 fortgeschrieben hat. Viele Einträge entstanden beim Walken auf immer derselben Wegstrecke im Böhmerwald, wo der Autor, zurückgezogen aus dem Klammergriff des allgemeinen Lockdowns, seinen Einfällen begegnen, seinen Gedanken konzentriert nachgehen und diese in einem stets mitgeführten Notizbuch festhalten konnte. In wenigen Sätzen, also dem vorüberspringenden Eichhörnchen nicht unähnlich, nehmen Jensens lyrische Notizen das momentan Krisenhafte und das zeitlos Wiederkehrende gleichermaßen in den Blick, sie thematisieren Tagespolitisches, Gesellschaftliches und Persönliches ebenso wie die jahreszeitlich geprägten Erscheinungen der Natur in ihrer unprätentiösen Schönheit. Der Autor kennt die Spielarten literarischer Genres und Stilrichtungen zur Genüge und vermag vielleicht gerade deshalb mit einfachen Mitteln, ohne jedes formale und stilistische Brimborium, ein markantes und überaus lesenswertes poetisches Zeitdokument zu schaffen.
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