Ehrfurcht
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Die Ehrfurcht "ermutigt alles zu sich selbst" (Romana Guardini). Entsprungen aus der menschlichen Urerfahrung, die die Wirklichkeit als Geheimnis erfährt und anerkennt, äußert sie sich zunächst im Staunen und der dialektischen Spannung von betrachtender Nähe und scheuer Distanz, die das Gegenüber und sich selbst in seinem jeweiligen Eigensein wahrnimmt. In der Theologie steht die Ehrfurcht für das Ergriffensein von der Wirklichkeit des liebenden Gottes, auch im Bewusstsein des unendlichen qualitativen Unterschiedes zwischen Mensch und Gott (Karl Barth). Die Ehrfurcht erscheint in diesem Zusammenhang als Heilmittel gegen eine "elementare Entsicherung" (Eberhard Jüngel), die einer vorschnellen begrifflichen Sicherung Gottes, einer "Logologie" anstelle einer Theologie, wehrt. In der Liturgie prägt die Ehrfurcht das Geschehen der Begegnung zwischen Gott und Mensch, das über ein Sprachgeschehen hinaus die sakramentale Wirklichkeit umschreibt. In ethischer Hinsicht erscheint sie als eine Grundhaltung, die die Beziehung zu Gott, Mensch und gesamter Schöpfung prägt, so besonders in der von Albert Schweitzer geprägten Ethik der "Ehrfurcht vor dem Leben". Das Quatemberheft möchte die Ehrfurcht als theologische und ethische Grundhaltung beschreiben, die auch eine politisch-gesellschaftliche Zeitgenossenschaft in verbindlicher Nähe und achtsamer Distanz prägt.
Erscheint im März