Dom St. Nikolai Greifswald: Gemeindekirche zwischen Politik und Polemik
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Am 3. Juli 1989 richtete 'der Bischof zu Greifswald' ein Dankschreiben an den Staatsratsvositzenden der DDR Erich Honecker in Berlin. In ihm blickte der einladende Bischof zurück auf die Greifswalder Domeinweihung am 11. Juni, die unter Teilnahme Honeckers stattgefunden hatte. Durch die Veröffentlichung seines Schreibens in der staatlichen Presse wurde dieser Dank zu einem Anstoß besonderer Art. Trotzdem sollte Bischof Dr. Horst Gienke mit seiner darin ausgesprochenen Prognose
auf paradoxe Weise Recht behalten: 'Der 11. Juni ist ein Faktum, das als Zeichen weiterwirken wird, auch gerade bei Kritikern.' Unterschiedliche Interessen von Gemeinde, Landeskirche und Staat an der Wiederherstellung und feierlichen
Einweihung der Greifswalder Nikolaikirche schufen
Fakten, die nicht nur als Zeichen weiterwirkten.
Diese unterschiedlichen Interessen, die bis heute spannungsvolle Spuren in der Landeskirche hinterlassen haben, waren auf Wunsch der Landessynode der Pommerschen
Evangelischen Kirche zu untersuchen. Auch um die
Frage stellen zu können, warum die Domeinweihung
fast zu einem Symbol für die Stellung der Kirche in
der DDR-Gesellschaft werden konnte. Mit dem Titel
'Gemeindekirche zwischen Politik und Polemik' wird
diese Symbolgeschichte dreigliedrig ausgespannt. Die Herausgeber meinen, mit diesen Begriffen drei wesentliche Eckpunkte des Prozessgeschehens bestimmt zu haben. Renovierung und Wiedereinweihung der Gemeindekirche wurde von Verantwortlichen, Beteiligten und Beobachtern
je nach den je eigenen Bildern von >Kirche< unterschiedlich gewertet und ins Gespräch gebracht. Die auf Signalwirkung ausgelegte Einweihung war als Politikum sui generis konfliktreich codiert. Aber nicht nur das. Denn im Ergebnis zeigt dieser Rückblick auch, dass in, mit und unter jener
Ereigniskette ein Kommunikationsgeschehen ablief, das die Lebendigkeit von >Kirche< auf spannende, lehrreiche und ermutigende Weise zutage treten lässt. Die Herausgeber hoffen, dass mit diesen Studien eine Versachlichung geleistet
ist, die nicht in bloßer Historisierung des Ereignisses
aufgeht.
Die meisten Autoren der hier vorgelegten Studien gehören zum Ausschuss, mit dem die Landessynode 1999 eine Klärung und Versachlichung des historischen Konflikts angebahnt hat. Sie haben bei unterschiedlicher Profession sich der schwierigen Aufgabe mit großem Einsatz gestellt und viel
Zeit investiert. Über die Voraussetzungen der Domrenovierung in Greifswald selbst, in der Landeskirche und in der DDR soll hiermit ein Überblick gegeben werden, damit die kirchlichen,
kulturellen und politisch-wirtschaftlichen Verhältnisse als Rahmen sichtbar werden. Das Ergebnis, das nun der Synode der PEK und der Öffentlichkeit vorgelegt wird, möchte über kurzfristige Interessen hinaus dazu beitragen, offen mit schwieriger Geschichte umzugehen und nach sachbezogenen Diskussionen Verstehen zu fördern und kritische Konsequenzen möglich machen.
Erscheint im Juli