Differenzierung und soziale Ungleichheit
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Soziale Ungleichheit habe heute ihre zentrale strukturelle Bedeutung verloren, moderne Gesellschaften seien durch einen Primat funktionaler Differenzierung gekennzeichnet und in Abhängigkeit davon rücke soziale Ungleichheit in den Hintergrund. Mit wenigen Ausnahmen hat diese provokative Behauptung Niklas Luhmanns auf Seiten der Ungleichheitsforscher keine Reaktionen hervorgerufen. Das ist symptomatisch für das wechselseitige Nichtwahrnehmen der beiden soziologischen Traditionen. Sieht man von dem Intermezzo der Diskussion um die funktionalistische Schichtungstheorie in den vierziger bis sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts ab, entwickeln beide Forschungstraditionen ihre Themen und Fragestellungen weitgehend unabhängig voneinander, und man gewinnt den Eindruck, es werden jeweils zwei verschiedene Gesellschaften beschrieben. Das ist ein unbefriedigender Zustand. Die beiden makrosoziologischen Hauptkonzepte können nicht isoliert voneinander zufriedenstellend entwickelt werden. Die Beiträge dieses Bandes zeigen auf vielfältige Weise, dass die zentralen soziologischen Problemfelder - Formen der Exklusion und Inklusion, die Geschlechter- und die ethnische Problematik, Ungleichheiten in Interaktionen, Organisationen, dem Arbeitsmarkt und in dem unter Erosionstendenzen leidenden Nationalstaat, Dynamik und Wachstum der Teilsysteme und daraus resultierende Folgeprobleme etc. - sich mittels einer Kombination von Differenzierungs- und Ungleichheitsanalyse angemessener erfassen lassen: Dank einer Kombination der beiden Soziologien kann man mehr sehen und erklären und weiter blicken als die einzelne Tradition, die nur über eine Perspektive verfügt.
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