"Die Zivilisation ist nur eine ganz dünne Decke ..."
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An Ella Lingens - Juristin, Ärztin und Widerstandskämpferin zu erinnern bedeutet auch, die Verflechtung eines individuellen Lebens mit den bedeutsamen zeithistorischen Phänomenen aufzuzeigen. Aus einer bürgerlichen Familie stammend, wandte sie sich im Roten Wien früh der Sozialdemokratischen Partei zu. Im kulturradikalen Kreis um Karl Motesiczky gewann die Psychoanalyse an Bedeutung, später, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, die in diesem Kontext gegründete antifaschistische Widerstandsgruppe. Daraufhin folgten Denunziation, Verhaftung und Deportation nach Auschwitz, aber Ella Lingens überlebte als nichtjüdische Ärztin den Holocaust. In der Nachkriegszeit erfüllte Ella Lingens neben ihrer beruflichen Tätigkeit als leitende Mitarbeiterin im Sozialministerium unermüdlich eine Reihe von wesentlichen Aufgaben: Als "Zeugin der Anklage" brachte sie die Kraft auf, 1964/65 im Auschwitz-Prozess auszusagen, als Zeitzeugin ging sie in Schulen und zu LehrerInnenseminaren. Ihr 1947 verfasster autobiografischer Bericht "Prisoners of Fear (deutsch: "Gefangene der Angst." Wien 2003) ist ein Klassiker der frühen analytischen Literatur zum KZ-System und ein Meilenstein der Erinnerungsliteratur. Zum 100. Geburtstag von Ella Lingens nahmen WissenschafterInnen Bezug auf wichtige Stationen ihres bewegten und inhaltserfüllten Lebens, um diese mit aktuellen Forschungsfragen und -ergebnissen zu ergänzen. Die Dokumentation der Tagungsbeiträge wurde ergänzt durch Interviews, Originaltexte und Archivmaterial.
Folgt in ca. 2-3 Arbeitstagen