Die Sprache des Menschengottes
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Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um das überarbeitete Manuskript der Habilitationsschrift des Autoren, die im Jahre 2005 an der Freien Universität Berlin verteidigt wurde. Thema sind die in türkischer Sprache verfaßten Gedichte von Imad äd-Din Näsimi sowie ein aus methodologischen Gründen mitberücksichtigtes Poem seines Zeit- und Glaubensgenossen Räfii. Näsimi wirkte vorwiegend im westlichen Iran bzw. Aserbaidschan und Ostanatolien. Kurz nach 1400 n. Chr. wurde er aufgrund seiner heterodox-islamischen Ansichten durch das muslimische Establishment hingerichtet, der Überlieferung zufolge durch Häutung bei lebendigem Leib. Die vorliegende Arbeit gibt einen ausführlichen Überblick über die weitgehend kontroverse historische Überlieferung zu seinem Leben und führt in die historische Situation sowie einige der Grundlagen der von Näsimi vertretenen, sogenannten hurufischen, Buchstabenmystik ein.
Hauptfokus der wissenschaftlichen Analyse ist die sprachliche Zuordnung von Näsimis türkischem Werk (er verfaßte außerdem noch eine Gedichtsammlung auf persisch sowie einige arabische Gedichte). Diese Frage ist für die vergleichend-sprachwissenschaftliche Turkologie von großer Bedeutung, da der Dichter in der Periode wirkte, in der das heute als separate Sprachen existierende
Aserbaidschanische und das Türkeitürkische (bzw. seine historischen Vorläufer Altanatolisch-Türkisch und Osmanisch) sich voneinander zu separieren beginnen. Die Methode besteht zunächst aus einer kritischen Evaluation aller bisherigen wissenschaftlichen Ausgaben von Näsimis türkischem Werk. Aufgrund von deren Unzulänglichkeit werden sie jedoch verworfen. An ihrer Stelle wird die
Unumgänglichkeit des direkten Zugriff.", auf die handschriftliche Überlieferung als einzige sichere Quelle sprachwissenschaftlicher Daten über Näsimis Gedichte postuliert. Mit Hilfe eines umfangreichen Kriterienkatalogs, der verschiedene linguistische Bereiche, von Graphie über Phonologie bis hin zu Morphologie, Lexik und Syntax umfaßt, wird der Versuch einer sprachlichen Zuordnung der in den Manuskripten überlieferten Daten gemacht. Letzten Endes fallt das Ergebnis nicht eindeutig aus, da sich in der Handschriftenüberlieferung die westlichen und östlichen Merkmale in etwa die Waage halten und die Daten zum Teil auch widersprüchlich sind.
Der zweite Teil der Arbeit enthält die umfangreichste Übersetzung von Näsimis Ghaselen und Mesnevis in einer westlichen Sprache, samt einem langen Gedicht von Räfii. Diese Werke werden in einer kritischen Edition präsentiert, die Transliteration, Transkription, Übersetzung und Kommentierung umfaßt. Die Übersetzung versucht, durch weitgehende Beibehaltung der Reimstruktur des Originals nicht nur eine treffende inhaltliche Wiedergabe zu leisten, sondern auch einen Eindruck von der literarischen Qualität der Gedichte zu vermitteln.
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