Die sittliche Handlung und ihr spezifisches Subjekt
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Die Wiederentdeckung des klassischen Tugendbegriffs in jüngerer Zeit hat gezeigt, dass das sittliche Gute mit rein deontologischen oder utilitaristischen Kategorien nicht adäquat beschreibbar ist, sondern ein Verständnis des im Menschen angelegten Seinkönnens und seiner natürlichen Anlagen voraussetzt. Dem wissenschaftlichen Diskurs fehlt jedoch weitgehend die Thematisierung der Frage, wie die gegenseitige Zuordnung der menschlichen Handlungsprinzipien (Vernunft, Wille, Affekte etc.) genau zu denken ist. Häufig entsteht der Eindruck von parallel geordneten Vermögen, die in der sittlichen Handlung auf nicht näher geklärte Weise zusammenwirken. Gerade ein tugendethischer Ansatz bedarf aber einer plausiblen Konzeption, wie die einzelnen Tätigkeitsprinzipien als Komponenten eines einzigen Subjekts ineinander greifen. Das vorliegende Buch untersucht diese Grenzfrage zwischen Anthropologie und Ethik anhand der Lehre des Thomas von Aquin, dessen anthropologisches Grundverständnis ein hilfreiches Modell bietet, um die Einheit des sittlichen Subjekts bei gleichzeitiger Vielheit seiner Handlungsvermögen verständlich zu machen.
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