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Die Intellektuellen und die Nation

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In dem Jahrhundert zwischen Aufklärung und Bismarcks Reichsgründung, in dem Deutschland sich vor allem als Kulturnation beschreiben konnte, waren es in erster Linie das aufsteigende Bildungsbürgertum und bestimmte Gruppen von Intellektuellen, die als Konstrukteure der nationalen Identität der Deutschen auftraten. Aus einer gewissen Distanz zur umgebenden Gesellschaft, und nicht selten in einer Lage der Isolation und Entwurzelung, entwarfen Intellektuelle das Volk und die Nation als das kollektive Allgemeine, das einer in Unruhe geratenen Moderne ein festes, einheitsstiftendes und unhinterfragbares Fundament bieten konnte. Diese Vorstellungen nationaler Identität entwickelten sich zunächst nur im Rahmen anspruchsvoller Diskurse innerhalb der Intellektuellenzirkel, fanden dann aber in trivialisierter Form Verbreitung in der Gesellschaft, neue Generationen von Intellektuellen gingen wiederum auf Distanz zu diesen Trivialisierungen und konstruierten neue Entwürfen nationaler Identität. Die Romantiker etwa distanzierten sich so vom Patriotismus der Aufklärung, und die Vormärzintellektuellen ersetzten den transzendenten Volksbegriff der Romantik durch die Vorstellung des »Volkes auf der Barrikade«. Mit dem moralisch orientierten Patriotismus der Aufklärung, dem transzendenten ästhetischen Volksbegriff der Romantik, dem demokratischen Volksbegriff der Vormärzintellektuellen und der realpolitischen Idee der Reichsnation wurde - so die These des Buches - ein Repertoire von Codierungen der nationalen Identität entwickelt, auf das auch das staatlich geteilte Deutschland der Nachkriegszeit bis zur Vereinigung zurückgreifen konnte.
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