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Die Illusion, dass man sich kennt

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Das Buch beleuchtet die gemeinsame Geschichte der Schweiz und Ungarns, die ihren eigentlichen Höhepunkt während des Ungarnaufstandes und der anschliessend auftretenden Flüchtlingswelle im Herbst 1956 erreichte. Die grosse Anteilnahme der Schweiz an den Vorkommnissen in Ungarn kann jedoch weder von den wirtschaftlichen Verflechtungen noch von den diplomatischen Beziehungen her erklärt werden. Zum einen richtet sich das Augenmerk des Autors auf Ungarn. Neben der eingeengten Ost-West-Sicht des Kalten Krieges, durch welche Ungarn in der Schweiz wahrgenommen wurde, existierten viele bisher nicht oder nur ungenügend beachtete Beziehungen. Sie reichen von kulturellen Verbundenheiten über mythenartig zusammengesetztes Wissen bis hin zu konkreten gemeinsamen Erfahrungen: die humanitäre Hilfe nach dem Zweiten Weltkrieg, die vielfältigen Kontakte kirchlicher Gruppierungen und von Privatpersonen über die Ländergrenzen hinweg. Schliesslich gehörte die Schweiz vor 1945 zu den wichtigsten Handelspartnern Ungarns, und zumindest bis 1950 war eine Wiederaufnahme des Handels in grösserem Umfang nicht auszuschliessen. Zum anderen fokussiert das Buch auf die Analyse der spezifischen Identitätskonstruktionen der Schweiz und Ungarns. In dieser Perspektive erscheint 1956 für die Schweiz wie eine zweite Chance, das auf den postulierten Werten der Freiheit, Demokratie und Humanität beruhende Selbstbild aus der Kriegs- und unmittelbaren Nachkriegszeit aufzupolieren.
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