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Die ‚Ilias‘ und ihr Anfang

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Beim Lesen der , Ilias' entsteht häufig der Eindruck, daß die Erzählung durch Exkurse und Nebenepisoden unterbrochen und die Handlung dadurch von ihrem Ziel entfernt wird. Während die vor allem im 19. und 20. Jahrhundert vorherrschende Homer-Analyse mehrere Hände am Werk sah, bemüht sich die unitarische Forschungsrichtung besonders seit Schadewaldts , Iliasstudien' um ein Verständnis der Gesamtstruktur des Epos. Mit ihrer Deutung der scheinbaren Unterbrechungen als illustrative oder retardierende Elemente brachte sie viele wichtige Ergebnisse hervor, basierte zugleich aber oft auf der mit der Analyse geteilten Einschätzung, daß bestimmte Passagen für das große Ganze eigentlich verzichtbar seien. Der vorliegende Band ermittelt zunächst die Ursachen dieser Tendenz und kommt zu dem Ergebnis, daß auch in neueren unitarischen Strukturanalysen unter Erzählstruktur eine Aneinanderreihung von Ereignissen verstanden und die , Ilias' als Darstellung der Ereignisfolge des Trojanischen Krieges aufgefaßt wird. Ausgehend von einer kritischen Reflexion dieses Strukturbegriffes entwickelt die Studie ein Handlungsverständnis, das sich konsequent an der kurzen, in der , Ilias' selbst dargestellten Zeit von wenigen Tagen und der im Proömium angekündigten Schilderung der Folgen von Achilles' Zorn orientiert. Diese methodischen Voraussetzungen ermöglichen den Nachweis, daß die scheinbaren Nebenhandlungen und -episoden funktionale Teile ein und derselben Handlung sind. Dabei rücken besonders die Bücher 2-7 der Ilias in den Fokus. Die Untersuchung zeigt, daß sie weit mehr sind als ein Einblendungen des in der , Ilias' selbst nicht erzählten Kriegsanfangs oder bloßer Aufschub des im ersten Buch angekündigten Erzählzieles. Somit erweist sich der "Anfang der Ilias" als Muster kunstvoller Handlungsgestaltung bei Homer.
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