Die Homosexualität des Mannes und des Weibes
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Magnus Hirschfeld war nicht nur, gemeinsam mit drei anderen Berliner Ärzten- Ivan Bloch, Albert Moll und Max Marcuse - der Begründer einer deutschen, seinerzeit auch international unerreichten Sexualwissenschaft. Er war darüber hinaus Jude und homosexuell veranlagt. Dies alles hat ihn zu einem der ersten prominenten Opfer der Nationalsozialisten werden lassen. Bereits 1930 mußte er in seinem Berliner Institut für Sexualwissenschaft, das er 1919 gegründet hatte, um seine Existenz und sein Leben fürchten. Der drohenden Ermordung entging er nur zufällig, weil er sich bei der Zerstörung des Instituts durch den SA-Mob auf einer Vortragsreise befand. Damit ging ein ruhmreiches Kapitel der deutschen Kulturwissenschaften dramatisch zu Ende. Es sollte bis in die jüngste Zeit dauern, daß man sich der Bedeutung Hirschfelds in ihrer ganzen Tragweite bewußt wurde.
Sein erstes großes Hauptwerk verfolgt das Thema Homosexualität in all seinen Facetten. Zugrunde lagen Hirschfelds Ausführungen zahllose Fallstudien und Untersuchungen, die er nach standardisierten Mustern vornahm.
In dem umfangreichen Band versuchte er, das Thema in seiner ganze Breite zu erfassen. Auch wenn die biologischen Ausführungen Hirschfelds heutzutage als veraltet gelten, so sind doch seine Analysen immer noch ausgesprochen lesenswert und berühren in ihrer Detailversessenheit- etwa, wenn Hirschfeld den Tascheninhalt des homosexuellen Mannes beschreibt oder die Eigenarten des Schwulenlebens in den südlichen Ländern, die Wohnungseinrichtung und Berufswahl der typischen lesbischen Frau etc.
Mit diesen Beschreibungen ging allerdings auch eine Gefahr einher: Hirschfeld lieferte ungewollt den Nationalsozialisten gewissermaßen die Checklisten, mit denen sie dann, verstärkt nach dem Röhm-Putsch von 1934, die Verfolgung der homosexuellen Männer intensivieren konnten.
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