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Die erhabene Natur

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Dieser Entwurf einer neuen Ästhetik der Natur stützt sich vor allem auf die Theorien der sich selbst organisierenden kybernetischen Systeme und auf die dialektische Philosophie. Die Natursysteme - die Kreislaufsysteme des Kosmos und der Erde - werden als schön oder erhaben bestimmt, je nachdem, ob sie sich in einem relativ stabilen Gleichgewicht befinden oder ob sie ihr Gleichgewicht und somit ihre Strukturgrenzen und ihr Maß überschreiten. Die erhabenen grenzüberschreitenden Prozesse werden so betrachtet, dass sie an sich rückbezüglich und zweckmäßig verlaufen, aber für die Menschen sowohl zweckmäßig wie unzweckmäßig sind und von ihnen mit den widersprüchlichen Gefühlen der Lust und Unlust respektive des Staunens und Schreckens erlebt werden. Weiter wird auch der Mensch selbst als erhabenes Wesen dargestellt, der die von ihm produzierten gesellschaftlichen Gleichgewichtssysteme unaufhörlich überschreitet, was ebenfalls Formen von Lust und Unlust hervorruft. Hierbei wird zwischen den selbständigen und den verselbständigten Naturaneignungen des Menschen unterschieden. Von den Verselbständigungen, die eine schreckliche Faszination ausüben, wird vor allem das sachzwanghaft verlaufende globale ökonomische Wachstum behandelt, das die Grenzen der qualitativ bestimmten natürlichen und gesellschaftlichen Maße überschreitet. In diesem Zusammenhang werden die Verherrlichungen des Überwältigenden und die undifferenzierte Begeisterung für alles Große sowie die Verdrängungen des erhabenen Naturschreckens durch den gesellschaftlichen Horror kritisiert. Die erhabene Natur wird außerdem abgegrenzt von den Naturtranszendierungen respektive den Entgrenzungen ins unbestimmte "schlecht Unendliche". Zur Sprache kommen allegorisierende Verflüchtigungen der selbständigen Natur sowie deren Herabsetzung durch einseitiges Fixieren des "Ereignisses", des "Augenblicks" und der "Kontingenz". Die inhaltlich bestimmte Unendlichkeit der Natur wird als die Unerschöpfbarkeit der Selbstorganisation der dynamischen Kreislaufsysteme betrachtet. Diese Unendlichkeit ist, wie dargelegt wird, der künstlerischen Darstellung durchaus zugänglich. Schließlich wird die erhabene Einsamkeit bestimmt, und zwar als das Bewusstsein des Individuums, dass sein Tod zum Entstehen und Vergehen der unendlichen Natur gehört, die sich in den grenzüberschreitenden Kreislaufsystemen selbst organisiert. Der Autor lehrt Philosophie an der Universität München. Er wurde promoviert mit einer Dissertation über Aristoteles und habilitierte sich mit einer Arbeit über Hegel und die Junghegelianer. Seine Schwerpunkte sind die Natur- und Gesellschaftsphilosophie sowie die Ästhetik.
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