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Die Entstehung der Exakten Wissenschaften

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Wer gegenwiirtig nach der Geschichte unseres wissenschaft­ lichen Denkens fragt, geriit bald in mancherlei Zwiespalt. Ja, ungekliirt Zwiespiiltiges mag ihn schon zum Fragen gedrangt haben. Der Triumph des Fortschritts der Naturwissenschaften ist noch tiberall zu vernehmen, untiberhorbar - zumal in Europa - dringt aber unheilvolles Klagen tiber die alles verschlingende Technik dazwischen. In eigenartiger Entsprechung hierzu hat das historische BewuBtsein unaufhaltsam von unserem Denken Besitz ergriffen. Kunst, Religion und Moral, alles ist historisch relativiert, die Geschichtsbetrachtung selbst nicht minder - dagegen steht aber noch eine vollig unhistorische Denkweise der Mathematiker und Naturwissenschaftler. Man schlage etwa die Fachzeitschriften dieser exakten Wissenschaften auf: Was vor 30 Jahren revolutio­ nar war, heiBt heute "klassisch", es interessieren nur Fragestellun­ gen, die nach solchen "klassischen" Ergebnissen aufgeworfen werden. DaB die exakte Naturwissenschaft mindestens 2500 Jahre alt ist (Geometriel), ist aus dem BewuBtsein verdrangt. Es muBte schon ein Zufall sein, wenn man einmal einen Hinweis darauf findet, daB die Physik wenigstens 300 Jahre alt ist. Man wende nicht ein, daB in jedem Physiklehrbuch der Name "NEWTON" vorkommt, sogar das "Archimedische" Prinzip. Von dem Geiste ARCHIMEDES' oder NEWTONS steckt in den modernen Buchern kaum etwas darin: sie werden aufgefaBt als Physiker im heutigen Sinne, als ob sie dasselbe gewollt hatten wie wir heute - nur wuBten sie noch nicht so viel, und deshalb haben solche Entdeckungen "von fruher" als historische Merkwurdigkeiten ihren Platz in Physikbuchern.
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