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Die Studie greift einen in der Forschung zur Reformationsgeschichte häufig zu wenig beachteten Aspekt auf, indem sie statt den Übervätern der ersten Stunde - allen voran Luther und Zwingli - die unbekanntere zweite Priestergarde ins Zentrum stellt. Auch diese trug im täglichen Einsatz an der Basis wesentlich zur Förderung der neuen Glaubenslehre bei. Primär geschah dies durch die Kanzel predigt, manche dieser Repräsentanten nutzten jedoch auch weitere, beispielsweise literarische Medien zur Glaubensvermittlung. Unter den Priesterdichtern des 16. Jahrhunderts zählt der aus Konstanz stammende, 1550 als Prädikant im schweizerischen Biel sesshaft gewordene Jakob Funcklin zu den begabtesten und produktivsten. Hinzu kommt die reichhaltige Überlieferung von Quellen, die Funcklins Wirken im geistlichen, politischen, sozialen, intellektuellen und kulturellen Leben Biels dokumentieren. Als Chorrichter, Dekan, Prediger und Zelebrant von Trauungen und Taufen, als Schulherr und Leiter des katechetischen «Kinderberichts» sowie als Autor und Spiritus Rector von mindestens 17 öffentlich inszenierten Bibeldramen hielt Jakob Funcklin bis zu seinem Pesttod 1565 eine einmalige Fülle sozialer Schlüsselpositionen besetzt.
Diese Quellenlage erlaubt es, das Porträt einer vom streng reformatorischen Geist durchwehten kleinstädtischen «res publica christiana» zu entwerfen. Die ausführlich kommentierte Edition der beiden Lazarus Dramen vermittelt einen lebendigen Eindruck von Funcklins «Predigen mit anderen Mitteln».
Erscheint im Februar