Die besten Jahre unseres Lebens
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Nicht ohne Lampenfieber besuchte die junge Waadtländer Hauslehrerin Olympe Rittener im Januar 1884 erstmals einen Maskenball im sibirischen Krasnojarsk. Wie erlebte die Schweizerin dieses Fest in der russischen Provinz? Was fiel ihr an den einheimischen Altersgenossen und ihrem gesellschaftlichen Verhalten besonders auf? Woran dachte der Grafiker Ernst Derendinger, als er 1917, einen Revolver in der Hand, zusammen mit russischen Nachbarn das gemeinsame Moskauer Wohnhaus in den Scharmützeln der Oktoberrevolution verteidigte? Und was ging in der knapp sechzehnjährigen Käserstochter Valy Wüthrich vor, als sie 1943, als die Eltern in stalinistischer Gefangenschaft verschollen waren, mit ihren beiden jüngeren Brüdern aus dem westrussischen Frontgürtel in die Schweiz floh?
Über 20'000 Schweizerinnen und Schweizer wanderten vom Ende des 17. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg ins Zarenreich aus, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Vor allem qualifizierten Ausländerinnen und Ausländern ermöglichte das russische Reich in seinen westlich orientierten Modernisierungsbestrebungen einen schnelleren Aufstieg oder ein besseres Auskommen, als dies das Herkunftsland hätte bieten können. Nach der Oktoberrevolution kehrten viele Schweizer in ihre alte Heimat zurück, und bis heute ist die alte Migrationstradition nicht auferstanden.
Der Quellenband lässt die Menschen, um die es geht, selbst zu Wort kommen. Bisher unpublizierte Memoiren, Briefe und Interviews gewähren einen authentischen Einblick in schweizerische Lebenswelten in Russland.
Sie illustrieren den Auswanderungsalltag und beleuchten die Konfrontation zwischen schweizerischer Identität und russischer Fremde von der Zarenzeit bis zur postsowjetischen Gegenwart.
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