Die Berechtigung der Teleologischen Betrachtungsweise der Natur nach Paulsen und Sigwart
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Excerpt from Die Berechtigung der Teleologischen Betrachtungsweise der Natur nach Paulsen und Sigwart: Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Philosophischen Fakultät der Friedrich-Alexanders-Universität ErlangenDie gesamte Geistesgeschichte der Menschheit ist im tiefsten Grunde nichts anderes als das aufregende Schauspiel des gigantischen Ringens zwischen Sein und Denken, zwischen äußerer Erfahrung und innerem Erlebnis oder Bedürfnis um die Oberhand. Ist nun dieses gewaltige Drama, das sich da vor unseren Augen abrollt, eine Tragedie, die zuletzt mit dem Zusammenbruch des einen der beiden Gegner endet? Oder dürfen wir auf einen versöhnenden Abschluß hoffen, der jedem das Seine gibt? Noch erscheint der Ausgang ungewiß, denn noch stehen wir, selbst zur Parteinahme aufgerufen, mitten drin im Widerstreit der Meinungen, der den Erdkreis erfüllt, seit der erste Mensch sich vom Tiere unterschied. Zwar ist eigentlich erst an der Schwelle der neuzeitlichen Entwicklung der Philosophie von Descartes der Gegensatz zwischen Sein (res extensa) und Denken (res eogitans) als solcher in seiner ganzen herben Größe empfunden und mit voller Schärfe formuliert werden, dennoch bildet er in Wahrheit, wenn natürlich ursprünglich vielfach auch nur halb bewußt oder unterbewußt, von Anbeginn das Grundthema aller philosophischen Bemühungen. Sobald der Mensch, der niedrigsten Daseinsstufe entwachsen, auf hört, sich naiv als ein Stück Natur zu fühlen, anfängt, sich als selbständiges Geistes wesen gegenüber der Natur zu betrachten, ist die Geburtsstunde der Philosophie gekommen, erwacht das Bestreben, eine Auseinandersetzung, einen Ausgleich herbei zuführen zwischen der draußen befindlichen Welt der rauhen Wirklichkeit und der Welt der Gedanken im eigenen Innern. Durch die demnächst unvermeidlich sich einstellende Erkenntnis aber, daß solche ausgleichsbestrebungen auf die größten Schwierigkeiten stoßen und immer wieder auf veränderter und möglichst ver besserter Grundlage von neuem begonnen werden müssen, ist die Tatsache bedingt, daß die Philosophie das Schicksal der übrigen Betätigungen des Menschengeistes teilt, nur im langsamen Fortschreiten sich allmählich einem in der Unendlichkeit liegenden Ziele nähern zu können. Es ist eben so: wie immer man die Aufgabe, um die es sich handelt, auch anfassen mag, Sein und Denken gehen niemals restlos ineinander auf, der Quotient aus beiden ergibt unter allen Umständen ein irrati011ales Resultat, das sich nur in Näherungswerten ausdrücken läßt.About the PublisherForgotten Books publishes hundreds of thousands of rare and classic books. Find more at www.forgottenbooks.comThis book is a reproduction of an important historical work. Forgotten Books uses state-of-the-art technology to digitally reconstruct the work, preserving the original format whilst repairing imperfections present in the aged copy. In rare cases, an imperfection in the original, such as a blemish or missing page, may be replicated in our edition. We do, however, repair the vast majority of imperfections successfully, any imperfections that remain are intentionally left to preserve the state of such historical works.
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