Die Ästhetischen Grundsätze Der Mittelalterlichen Melodiebildung: Eine Studie Zur Musikästhetik Des Mittelalters (Classic Reprint)
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Excerpt from Die A¿sthetischen Grundsa¿tze der Mittelalterlichen Melodiebildung: Eine Studie zur Musikästhetik des Mittelalters
Für die Bildung von Melodien hat das kirchliche Mittelalter eine grosse Anzahl von Gesetzen aufgestellt, die an Mannigfaltigkeit alle modernen Errungenschaften auf diesem Gebiete weit hinter sich lassen. Freilich dürfen wir dabei nicht an jene ursprüngliche Form der Psal modie denken, denn bei ihr kann von einer eigentlichen Melodiebildung gar nicht die Rede sein. Ihre bescheidenen melodischen Konturen waren ihr durch keine rein musi kalische Norm, sondern einzig und allein durch den Sprach text vorgezeichnet. Das Tonmaterial war das denkbar einfachste, es umfasste nur ein Tetrachord und auch inner halb dieses beschränkten Spielraumes blieb die Stimme für gewöhnlich auf dem tonus currens liegen und berührte die übrigen Tonstufen nur bei sprachlichen und syntaktischen Einschnitten. Hier kann also von einer Melodiebildungs lehre in musikalischem Sinn nicht die Rede sein. Was allein bemerkenswert ist und auch auf die spätere Ent wicklung einen wesentlichen Einfluss ausgeübt hat, ist der Umstand, dass jenes Tetrachord der ursprünglichen Psal modie Durcharakter aufweist. Damit war von vorne herein der Keim zu einem musikhistorischen Konflikt gelegt, der auf die ganze Weiterentwicklung der Tonkunst eine befruchtende Wirkung ausüben sollte. Es war der Gegen satz zwischen dem der Psalmodie zu Grunde liegenden Durprinzip und dem mit dem Eindringen der griechischen Tonarten sich geltend machenden Mollprinzip.
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