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Frankreich, 1919. Auf einem Soldatenfriedhof sucht eine Witwe mit ihrem Sohn das Grab ihres Mannes, eines gefallenen Offiziers. Zwanzig Jahre später wird der Sohn selbst in den Krieg eingezogen, auf dem Weg zur Front führt er sich sein Leben vor Augen: Er war Anarchist, Partisane im Spanischen Bürgerkrieg und schließlich Kavallerist wie der Vater - immer in Uniform, nie er selbst. Und nun befürchtet er zu sterben, ohne wirklich gelebt zu haben. Mehrmals wird sein Regiment angegriffen, und er gerät mit den wenigen Überlebenden in deutsche Gefangenschaft. Jahre später, nach erfolgreicher Flucht, blickt der Protagonist auf die Akazie vor seinem Fenster und beginnt, sein Leben aufzuschreiben.
In seinem wohl persönlichsten Buch erzählt Claude Simon die eigene Lebens- und Familiengeschichte. Als Sohn vergegenwärtigt er, stellvertretend für den Vater und für zwei Generationen, das Trauma des Krieges. Gleichzeitig reichen die Schilderungen weit über eine autobiografische Spurensuche hinaus. Mit den Mitteln der Sprache leistet Simon Widerstand gegen die Sinnlosigkeit der Gewalt und beschwört dabei Erinnerung als Grundbedingung menschlichen Daseins.
Seit dem Erscheinen von Das Gras (1958) galt Simon als einer der wichtigsten Vertreter des Nouveau Roman, der sich von den traditionellen Erzählformen des 19. Jahrhunderts abwandte und die europäische Literatur der Nachkriegszeit entschieden prägte. Beeinflusst von Paul Cézanne übernahm Simon Techniken der Malerei und schuf so erste literarische Collagen. Nicht zuletzt für diese innovatorische Kraft wurde er 1985 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.
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