Dichter auf dem Weg ins Unpolitische
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Der Band enthält die Beiträge:
* Sebastian Prignitz: Von der Alten zur Neuen Komödie - Aristophanes und Menander
* Christoph Prignitz: Der Bürger als Dichter - Christian Ludwig Neuffer
[Vorwort]
Die beiden Studien sind separat entstanden. Der Beitrag über Aristophanes und Menander wurde zunächst eigens für diesen Band geschrieben und danach im August 2008 auf einer Tagung der Studienstiftung des Deutschen Volkes in Egsdorf vorgestellt. Die Ausführungen zu Christian Ludwig Neuffer fußen auf einem Vortrag, der im Dezember 2007 gehalten wurde. Gleichwohl besteht ein innerer Zusammenhang.
Im Griechenland des späteren fünften und des vierten Jahrhunderts löste die Neue die Alte Komödie ab. Aristophanes, der Dichter der Alten Komödie, versuchte in politisch aufgeregter Zeit mit seinem dichterischen Werk in die Entscheidungsprozesse Athens einzugreifen - der Dichter engagierte sich im Rahmen seiner Polis. Das sollte sich ändern. In einer Zeit, in der große politische Entscheidungen nicht mehr anstanden, verkörperte Menander als Repräsentant der Neuen Komödie eine gänzlich andere dichterische Haltung, der Weg führte ins Unpolitisch-Gefällige.
Die zweite Studie dieses Bandes beschreibt eine Entwicklung, die sich gut zweitausend Jahre später vollzog. Und doch gibt es Parallelen: Im achtzehnten Jahrhundert wurde in Utopien eine Erneuerung von Staat und Gesellschaft ersehnt. Nach 1789 versuchten Revolutionäre in Frankreich diese lange erträumte Verjüngung in der Realität umzusetzen. Was folgte, waren erbitterte innere Konflikte, Terror und ein Vierteljahrhundert von Kriegen, die ganz Europa erschütterten. Kein Wunder, dass sich eine Mehrheit nach dem Sturz Napoleons nur noch nach einem sehnten: nach Ruhe. Es folgten Jahrzehnte, in denen in Deutschland die politischen und sozialen Verhältnisse erstarrten. Viele Leser wünschten sich nun eine unpolitische und unterhaltsame Dichtung. Natürlich fanden sich Autoren, die diesen Wunsch erfüllten, unter ihnen Christian Ludwig Neuffer.
Beide Themen liegen weit auseinander, 2000 Jahre, die Autoren sind sich dessen bewusst. Dennoch sind die Abhandlungen in einem Band vereint. Der Leser mag sich in die zwei Themen versenken, sich überlegen, wie Dichter in so unterschiedlichen Zeiträumen, aus so unterschiedlichen Gründen dachten und schrieben. Auf jeden Fall gingen Dichter den Weg ins Unpolitische. Darüber nachzudenken, sich andere Epochen, andere Beispiele vor Augen zu führen, das lohnt sich. So will das Buch in dieser Richtung einige gedankliche Anstöße geben - nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Berlin und Oldenburg, Frühjahr 2010
Sebastian Prignitz | Christoph Prignitz
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