Deutsche Agrargeschichte
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Vor 7500 Jahren brachten die in das heutige Deutschland einwandernden Bandkeramiker die Landwirtschaft von Südosten mit. Sie stießen an Rhein und Neckar auf die ebenfalls Landwirtschaft betreibende La Hoguette Kultur, die von Süden über das jetzige Frankreich kommend, dahin vorgedrungen war. Seit dieser Zeit war die überwiegende Mehrheit der Menschen in der Landwirtschaft tätig, was sich erst im späten 19. Jahrhundert auf Grund der Industrialisierung ändern sollte.
Der 3. Auflage des Buches liegt ebenso wie den vorherigen Auflagen eine dreißigstündige Vorlesung zugrunde, die der Verfasser an der Universität Leipzig vor Studenten der Agrarwissenschaften gehalten hat. Bei der Überarbeitung wurden neueste Erkenntnisse, darunter auch aus DNA-Analysen, berücksichtigt. Im Mittelpunkt des Buches stehen die Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht, die genutzten Pflanzen und Tiere und deren Erträge bzw. Leistungen, die verwendeten Geräte, Maschinen und Betriebsmittel sowie die ökonomische Situation der Landwirtschaftsbetriebe, eingebettet in die jeweiligen gesellschaftlichen Verhältnisse und unter Bezug auf die Bevölkerungsentwicklung. Außerdem werden bedeutende Landwirte gewürdigt, die mit ihren Erkenntnissen dazu beitrugen, dass die wachsende Bevölkerung ernährt werden konnte und die immer wiederkehrenden Hungersnöte verschwanden.
Es ist bemerkenswert, dass es in dem betrachteten langen Zeitraum zu wechselnden Verhältnissen von Ackerbau und Viehzucht kam. Nach der Einwanderung der Bandkeramiker überwog zunächst der erstere. Es folgte die lange Zeit des Übergewichts der Viehzucht gegenüber dem Ackerbau. Danach kam es mit dem Übergang zur Dreifelderwirtschaft etwa ab dem 8. Jahrhundert und der damit verbundenen Vergetreidung wieder zum relativen Rückgang der Viehzucht. Seit dem 19. Jahrhundert entwickelte sich auf Grund des steigenden Bedarfs an Erzeugnissen der Tierproduktion, zunächst unter Nutzung der Erkenntnisse zur verbesserten Dreifelder- bzw. Fruchtwechselwirtschaft, diese schneller als die Pflanzenproduktion, so dass heute das meiste Einkommen in der Landwirtschaft aus der ersteren kommt. Der Fleischverbrauch war um 1000 und um 1500 mit etwa 100 kg/Kopf und Jahr besonders hoch, um 1800 und danach auf Grund der weit verbreiteten Armut mit etwa 16 kg/Kopf und Jahr hingegen extrem niedrig.
Da die ersten beiden Auflagen nur die Zeit bis zur Wiedervereinigung umfassten, werden in einem Nachtrag die wichtigsten Ereignisse für die Entwicklung der Landwirtschaft in den vergangenen 20 Jahren beschrieben und wird zu aktuellen Problemen Stellung bezogen. Dabei wird herausgearbeitet, dass die Landwirtschaft ebenso wie andere Wirtschaftszweige den industriellen Revolutionen unterliegt. Nach der im 19. Jahrhundert beginnenden Mechanisierung der Landwirtschaft (1. industrielle Revolution) findet gegenwärtig der Übergang zur Massenproduktion (2. industrielle Revolution) statt. Auf Grund der Verzögerung dieser Revolution in der Landwirtschaft im Vergleich zur Industrie ist sie bereits mit Elementen der 3. industriellen Revolution, d. h. der Automatisierung, und der 4. industriellen Revolution, dem Internet der Dinge, verbunden. Die Ablehnung dieser Revolutionen ist ebenso wie einst die Maschinenstürmerei unsinnig, aber sie müssen tier- und umweltfreundlich gestaltet werden und mit Wegen für die Bauern verbunden werden, sie für sich nutzbar zu machen.
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