Der Zauber der Homerischen Poesie
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Excerpt from Der Zauber der Homerischen Poesie: Vortrag, Gehalten am 1. November 1899 in der Königl. Akademie Gemeinnütziger Wissenschaften zu ErfurtAllein Homer stand nicht nur bei den Klugen und Weisen, bei den Dichtern und Schriftstellern in hohem Ansehen, er war allen Ständen, allen Schichten, allen -altersstufen zugänglich und verständlich, teuer und wert. Zuerst zogen Sänger, ' die soge nannten Rhapsoden, von Stadt zu Stadt, von Insel zu Ins'el, um bei festlichen Zusammenkünften Abschnitte aus Homer unter Begleitung eines Saiteninstrumentes zu singen. Seit Solon bildete der geordnete Vortrag der Homerischen Gedichte einenstehenden Teil , der grossen Panathenauschen Feier zu Athen.' Zu letzt. War Homer die. Grundlage' und der hauptsächlichste Bil dungsstoff für den _]ugendunterricht in der Schule. Aus Homer lernte man Religion und Sittlichkeit, Sage , und Geschichte, an Homer erbaute man das nach Schönheit lechzende Gemüt, aus Homer prägte 'man lange Stellen dem Gedächtnis ein, ja es war gar nichts Aussergewöhnliches, wenn jünglinge den ganzen Homer, Ilias und Odyssee, zusammen 26000 Verse, auswendig konnten. Man glaubt es also, wenn Plato sagt, Homerhabe ganz Hellas gebildet, man glaubt es, wenn die Alten versichern, von Homer seien alle grossen Geister genährt wie vom Okeanos alle Quellen und Ströme! Demnach ist es nicht richtig, wenn der Kultur historiker Riehl sagt, wie der dramatische Künstler Shakespeare, so habe auch der alte Volksdichter Hornet zu seiner Zeit bei weitem nicht den Ein¿uss ausgeübt wie heute. Auch schon bei den Griechen hat Homer ausserordentlich ivi°el gegolten und ausser ordentlich heilsam gewirkt, so dass man wohl begreift, w1e man ihn die Bibel der Griechen hat nennen können. Aber mit einer anderen Versicherung hat Riehl recht, dass jetzt die studierende Jugend der ganzen Kulturwelt durch Homers Werke herangebildet werde. Homer ist "ein nationaler Dichter im besten Sinne des Wortes, aber er hat gleichzeitig für alle Völker und für alle Zeiten geschrieben. Der Wechsel des Geschmacks und die Ver gänglichkeit aller irdischen Dinge hat ihm nichts anzuhaben ver mocht. Er ist in alle Kultursprachen übersetzt, tritt in poetischer, in prosaischer Wiedergabe, tritt in unzähligen Werken der Kunst allen Gebildeten der Erde nahe und geniesst namentlich bei uns Deutschen. In der bekannten Übersetzung von Joh. H. Voss das Ansehen eines Klassikers. Seit Lessing und Herder das rechte Verständnis Homers eröffnet, seit Goethe und Schiller mit wahrer Begeisterung in die Betrachtung seiner Schönheit sich versenkt haben, seit Voss ihn übersetzt und der grosse Philologe Wolf die Frage nach der"entstehung der Homerischen Gedichte, die sogenannte homerische Frage aufgeworfen hat, die einen gewaltigen Kampf der Geister entfesselte und heute noch ihrer endgültigen Lösung harrt, seit jener Zeit ist Homer teils im Urtext, teils in_ Übersetzungen, teils m Auszügen und Bearbeitungen der wesentlichste Bestand teil , der griechischen Bildung auf den deutschen Schulen und damit im deutschen Volke geworden.About the PublisherForgotten Books publishes hundreds of thousands of rare and classic books. Find more at www.forgottenbooks.comThis book is a reproduction of an important historical work. Forgotten Books uses state-of-the-art technology to digitally reconstruct the work, preserving the original format whilst repairing imperfections present in the aged copy. In rare cases, an imperfection in the original, such as a blemish or missing page, may be replicated in our edition. We do, however, repair the vast majority of imperfections successfully, any imperfections that remain are intentionally left to preserve the state of such historical works.
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