Der Yoga der Urkraft
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Mit "Yoga der Urkraft" liegt Evolas "Tantra-Buch" erstmals in deutscher Übersetzung vor, von vielen LeserInnen und Lesern lange geduldig erwartet. Es macht mit einer eher unbekannten Strömung indischer Geistigkeit bekannt und stellt eine der bemerkenswertesten Formen des Yoga, den Kundaliniyoga, in seiner ursprünglichen Gestalt vor. Die Essenz des Buches vermag dauerhafte Anstöße zu geben, auch außerhalb orientalischer Studien und außerhalb der Bereiche, die schon aus bloßer Neugier anziehend wirken. Tantrismus zählt zu den problematischsten und kontroversesten Kategorien der Religionswissenschaft. Beinahe jede Behauptung über den Tantrismus wird bestritten und das nicht nur im westlichen Kontext, sondern auch im indischen Kulturraum selbst. Doch sorgte die Faszination, die seit seiner Entstehung (um etwa 500 n. Chr.) von ihm ausging, bald für große Beliebtheit und beeinflusste Philosophie, Mystik, Moral und Literatur. Vom Tantrika, dem Anhänger des Tantrismus, wird auch extreme Geduld und Ausdauer erwartet, als Grundvoraussetzung dafür, ein "Vollendeter" im Sinne einer vollkommenen Askese zu werden. Evolas Urkraft-Begriff hat nichts mit Macht als Gewalt zu tun, denn Macht verliert ihr innerstes Wesen, wenn sie zu materiellen Mitteln wie Gewalt greift. Für Evola gilt der initiatische Grundsatz, dass "nicht Du die Macht suchen darfst, sondern die Macht Dich suchen muss". Die aufmerksamen Leser dieses Buches werden mit viel Unerwartetem konfrontiert sein, denn hier begegnet er nicht einem dem Westen angepassten, vereinfachten und auf praktische Zwecke beschränkten Yoga. Man findet sich vielmehr inmitten des Tantrismus als allgemeine Lebensauffassung und Weltanschauung wieder, mit besonderer Berücksichtigung des Sivaismus und des Weges der Linken Hand. Und einiges mag fremdartig erscheinen. Eine Sperrigkeit, die auch einfach den westlichen Denkgewohnheiten geschuldet sein könnte, denn wie der Tantra-Forscher John Woodroffe (1865-1936) schreibt, sehen "westliche Menschen oft dort Obszönität, wo es eigentlich nur Symbolik gibt". Einwände und Perspektiven zu Evolas "Yoga der Urkraft" werden sich demnach die Waage halten, doch die Zeitlosigkeit seines Wissens wird davon unberührt bleiben.
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