Der Wohltäter
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Susan Sontag gilt neben Joan Didion und Mary McCarthy als »femme de lettres« unter den amerikanischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Ihre brillanten Essays zur Kunst und Literatur, zur Fotografie und zum Film, zu hermeneutischen und ästhe-tischen Fragen haben auch in Europa starke Beachtung gefunden. Stets stehen ihre literarischen Erfindungen in enger Relation zu ihren theoretischen Erkundungen, die als Beiträge zur Bildung des modernen Bewußtseins gelten können.
Hippolyte, der Protagonist in Susan Sontags erstem Roman, führt ein beschauliches Leben in der nicht genannten, aber sehr französischen »Metropole«. Von seinem vermögenden Vater ausgehalten, kann er sich ganz seinen intellektuellen Neigungen, seinen Phantasien und der Erkundung seiner Traumwelt hingeben. Fernab von allen äußeren Ereignissen erzählt der mittlerweile 61jährige rückblickend sein Leben vor und während des Zweiten Weltkriegs. Gefangen in einer eigenwilligen Wirklichkeit, die von Träumen gelenkt wird, nach denen er sein Leben auszurichten sucht, kreisen seine Empfindungen und Gedanken um seine Be-ziehung zu Frau Anders, die in ihrer Liebe zu Hippolyte zu einer aufdringlichen Allgegenwart heranwächst. Dieser destruktiven Dominanz versucht der Protagonist durch einen Mordversuch zu entrinnen. Gegen Ende des Romans überschneiden sich Traumwelt und Wirklichkeit immer stärker, bis sie die Demontage einer zerrütteten Identität offenbaren.
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