Der Wert der Worte
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»Der Rechte ist kein Systemkritiker, kein Abweichler und kein Dissident, er ist vor allem kein besorgter Bürger. Wer die Eigenen gegen die Anderen ausspielt und hetzt, ist rechts. Punkt. Wer für das Recht der Armen streitet, ist ein Menschenfreund. Punkt. Es gibt keinen redlichen rechten Intellektuellen. Es gibt keinen redlichen rechten Schriftsteller.«
Feridun Zaimoglu beteiligt sich immer wieder an politischen Debatten. Und er stellt »die Anderen, die Abgekehrten, die Verschwundenen, die Gebannten« in den Mittelpunkt seiner literarischen Arbeit. Beides tut er auch in seiner Klagenfurter Rede zur Literatur, mit der er am 4. Juli 2018 die 42. Tage der deutschsprachigen Literatur eröffnete.
Der Autor sieht seine Form der Sozialkritik in der Tradition des anatolischen Barden und Volkshelden Köroglu, der sich im 16. Jahrhundert mit Poesie und Langhalslaute gegen den osmanischen Fürsten Bolu Bey zur Wehr setzte. Entsprechend musikalisch klingt seine Rede, die sich von der leise trauernden Klage über die fragende Dekonstruktion von Phrasen hin zu einem lauten Hall gegen rechte Demagogie entwickelt.
Die Buchausgabe der Rede schmücken elf Zeichnungen des Schriftstellers, der auch bildender Künstler und Kurator ist.
»Das Mädchen, das um den Vater trauerte, sang mit einem Faden Stimme, es sang leise ein islamisches Klagelied: Wir sind geworden Gegangene, ein Gruß den Gebliebenen.«
»Der wahre Skandal ist das Geschwätz vom großen Erwachen. Dies Wort hat keinen Wert.«
»Was ist jedem rückschrittlichen Mann ein Gräuel? Die höfliche Anrede. Das Mitgefühl. Die gedankenvolle Ansprache.«
»Die Ruhmesschlacht, von der die neuen alten Rechten träumen, bekommen sie nicht. Wir sind aus der Schrift geboren. Wir schreiben unsere kühnen, kühlen und wilden Geschichten. Wir lieben die leise Art und den lauten Hall. Niemals aber schreiben wir den Verzweifelten eine Abart zu. Diese Unterscheidung lässt sich nicht verwischen.«
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