Der Traum zuvor
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Niemand unterbricht mich, niemand stimmt mir zu. Der Hörsaal ist still, ich bekomme kein Echo, ich höre mich selbst nicht
mehr. Es muss die Anlage sein, denke ich. Ich habe ein Mikrofon vor mir. Ich rücke es näher. Plötzlich schreien sie: Schuldig! Ich bin überrascht, erregt. Ich habe doch meine Rede noch gar nicht begonnen, denke ich, will ich sagen. Aber ich bringe es nicht hervor. DU HAST DEN UNRECHTSSTAAT UNTERSTÜTZT kommt es mir entgegen. Du warst das. Ich erschrecke. Habe ich das gesagt? Oder alle? Alle im Saal. Aber was, um Gottes Willen ist das für ein Saal? Und warum stehe ich plötzlich an der Peripherie. Jetzt bitte ich erneut ums Wort. Ich, sage ich, ich habe... Weiter komme ich im Moment wieder nicht. Der Angeklagte möchte noch etwas sagen, höre ich. Es klingt höhnisch. Es klingt: Hat er noch etwas zu sagen? Das war der Ankläger. Eindeutig meine Stimme. Wie spreche ich jetzt mit meiner Stimme gegen meine Stimme. Ich versuche mit der einen gegen die andere anzukommen. DAS KÖNNT IHR DOCH NICHT MIT MIR MACHEN. Doch, sagt die andere Stimme. WIR KÖNNEN DAS. Wir können alles. Wir sind legitimiert. Wir sind das Gericht der Geschichte. Wir sind der Rechtsstaat. Wir sind die letzte Instanz. Wir sind die Sieger der Geschichte.
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