Der Tempel
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Zehn Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs besucht Paul Schoner Hamburg. Während im prüden England jedermann verzweifelt bemüht ist, die traditionelle Lebensweise aufrechtzuerhalten, ereignet sich mit Wandervogel und Körperkultur in Deutschland ein Aufbruch der Jugend, der alle Welt in Staunen versetzt. In Joachim, einem »missratenen« Kaufmannssohn und Fotografen, findet Paul bald einen guten Freund, mit dem zusammen er Strandbäder und Nachtbars erkundet und schließlich eine Wanderung entlang des Rheins unternimmt. Als die Nazis in Deutschland immer stärker werden und Joachims Studio verwüstet wird, verlässt Paul Hamburg, um in Berlin seinen Studienfreund Bradshaw zu besuchen.
Stephen Spender hat dieses Porträt Deutschlands in der Zwischenkriegszeit im Jahr 1929 geschrieben. Paul Schoner ist darin das Alter Ego des Autors, Joachim Lenz ist als der Fotograf Herbert List und Spenders Freund Bradshaw als Christopher Isherwood zu erkennen. Erst 1986 hat Spender diesen frühen Entwurf überarbeitet. Sein Buch verbindet die authentische Frische des eigenen Erlebens mit dem Wissen um das, was später geschah.
Eine beklemmende Aktualität erfährt der Roman dadurch, wie wenig ernst die Figuren den stärker werdenden Nationalismus einschätzen. Anfangs geht sogar noch eine gewissen Faszination von der besondsers männlich auftretenden NS-Bewegung aus. Als es persönlich gefährlich wird, erkennen die jungen Helden nicht die politische Gefahr, sondern weichen aus. Ein großer Roman über Deutschland am Wendepunkt der Zwischenkriegszeit und den Freiheitsdrang einer jungen Generation.
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