Der Surrationalismus
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»Man wird eine experimentelle Vernunft begründen, die im Stande ist, die Wirklichkeit ebenso auf surrationalistische Weise zu organisieren, wie der experimentelle Traum Tristan Tzaras die dichterische Freiheit auf surrealistische Weise organisiert hat.« Unter den interessanten Philosophen der Naturwissenschaft zählt Gaston Bachelard zu den eigensinnigsten. Im Austausch mit dem Surrealismus hat er die Grenzen der Wissenschaften wie der Künste seiner Zeit verschoben. Im experimentellen Umgang mit Dingen und Ideen erweiterte Bachelard die Bezugsräume des Ideellen wie des Materiellen.Seine Vision einer neuen, experimentellen Denkweise in den Wissenschaften hat Bachelard 1936 in der von den surrealistischen Künstlern Louis Aragon, Roger Caillois, Jules Monnerot und Tristan Tzara herausgegebenen Zeitschrift Inquisitions formuliert. Bereits der Titel des Textes »Der Surrationalismus« deutet die epistemologische Inanspruchnahme des künstlerischen Produktionsverständnisses der Surrealisten an. Der Band versammelt in deutscher Erstübersetzung diejenigen Texte Bachelards aus den 1930er Jahren, die sich einer scharfen Trennung von Epistemologie und Poetik entziehen. Bachelard fragt vielmehr nach den Interaktionen und wechselseitigen schöpferischen Effekten. In Auseinandersetzung mit der zeitgenössischen psychologischen, psychiatrischen und mikrophysikalischen Forschung einerseits und mit literarischen Werken des Surrealismus andererseits widmet er sich Fragen nach Rolle und Bedeutung des Experiments, der Funktionsweise der Intuition oder des Traums für den Forschungsprozess. Gerade indem sie den unberechenbaren Umgang mit Ideen und Dingen gegenüber einem vorgegebenen Set von Regeln und Theorien den Vorzug geben, eröffnen Bachelards Texte wichtige Perspektiven. Sie zeigen, wie unsere disziplinären Annäherungen und Abgrenzungen von Arbeitsweisen jeweils einem konkreten historischen Umfeld entspringen.
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