DER STUMME SCHREI
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Vieles konnte sich Helga Zwosta nicht erklären: das Nicht-Weinen-Können. Das Gefühl, keine Lebensberechtigung zu haben. Die Sehnsucht, nicht zu sein. Die Ursachen lagen in ihrer frühesten Kindheit - und in den Traumatisierungen ihrer Mutter während des Zweiten Weltkrieges. Um diese herauszufinden, machte sich die Mutter von drei Kindern auf Spurensuche: Tagebucheinträge, Briefe und auch Reisen an Orte ihrer Kindheit halfen weiter, außerdem das Arbeiten mit Möglichkeiten der Psychotherapie. Ihre beharrliche Suche hat sie in "Der stumme Schrei" aufgeschrieben - offen, ungeschützt und selbstkritisch. Das Buch ist nicht nur ihre Lebensgeschichte, es ist ein Zeitzeugnis, das stellvertretend für etliche andere "Kriegskinder" und "Kriegsenkel" steht. Helga Zwosta hat jahrelang mit "ewigen Schuldgefühlen" und einem "Betonring um die Brust" leben müssen. Dieser ist geplatzt, schreibt sie. Das macht Mut. (Philipp Pfäfflin, Journalist)
"Mein "Trichter" war ihr "Trichter", der "Trichter" meiner Mutter. Ihr tiefster Abgrund mein tiefster Abgrund, ihr Sog in den Tod, mein Todessog, ihre Schuld meine Schuld. Unbewusste Identifikation mit meiner Mutter, die Übernahme der Schuld der Täterin durch mich, das Opfer. War das das dunkle Band, das uns schicksalhaft miteinander verknotet hatte? Der Sog ins Grab wie "siamesische Zwillinge"? Über ihren frühen Tod hinaus mein Leben lang. Das Ereignis abgespalten, verdrängt ins Unbewusste. Das Bild des "Trichters" ein Bild meiner Ängste, wann immer diese sich in meinen Alltag einschlichen. Sie wollte mich mit sich ziehen ins Grab, sie, meine Mutter, grau, kalt und starr wie Granit, wie meine Träume unbeirrt gezeigt hatten, die nicht zensierte Sprache des Unbewussten.
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