Der sterbliche Gott
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Statt ein Aufatmen auszulösen, zieht Nietzsches Wort "Gott ist tot" sich als Lamento durch die ganze jüngere Geistesgeschichte. Es grundiert den Jammer über den Verlust an Transzendenz überhaupt, über den Niedergang des Idealismus und die Verbreitung des Materialismus, praktisch und theoretisch. Die Würde des Menschen werde dadurch verleugnet, seine Freiheit sei in Gefahr, sie werde erstickt in einem allumfassenden Determinismus. Die Klage ist alt, mindestens so alt wie die christliche Verwerfung des Epikur und des Lukrez, doch hat sie seit den Zeiten Darwins nie ein solches Ausmaß erreicht wie gegenwärtig im Streit um die Willensfreiheit angesichts der Befunde der Neurophysiologie. Die notorischen Wertebewahrer und frömmelnden Verantwortungsapostel sehen wieder einmal ihr Menschenbild in Gefahr - und dies, obwohl alles, was historisch an Befreiung von physischen, metaphysischen und religiösen Zwängen und Heteronomien erreicht worden ist, sich materialistischem und deterministischem Denken verdankt.
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