Der Prophet und seine Sprachgewalt in Rainer Maria Rilkes Gedicht "Jeremia". Eine Gedichtanalyse
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Studienarbeit aus dem Jahr 2021 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1, 0, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: Gattungstheorie (Lyrik), Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit wird das Gedicht "Jeremia" von Rainer Maria Rilke analysiert. Dabei wird besonders untersucht, in welcher Beziehung der Prophet zur Sprache steht und inwieweit die Worte des Gottesbotschafters eine eigene Sprachmacht entwickeln. Am Anfang der Analyse steht eine Betrachtung von Metrik, Reimen und Klanglichkeit. Zweitens werden die Perspektivität und die Redeformen beleuchtet und anschließend die zeitlichen Strukturen im Gedicht ermittelt. Den größten Teil nimmt die Untersuchung von Bildlichkeit und Wortgebrauch ein.Rilke interessierte sich zeit seines Lebens für den Raum zwischen Diesseits und Jenseits, göttlichem und menschlichem. Er sah göttliches in Dingen und transzendentes im Alltäglichen. Im Alten Testament fand er die Propheten als Figuren, die sich in diesem Raum bewegten. Von dreiundzwanzig Gedichten, die auf biblische Figuren zurückgreifen, haben sieben einen der Gottesmänner im Zentrum. Dabei finden wir aber nicht siebenmal dieselbe Figur. Denn so wie sich Rilkes Gottesverständnis im Laufe seines Schaffens von einem pantheistischen Gottesgefühl über einen gewaltsamen Gott hin zu einem fernen nietzscheanischen Gott wandelt, so entwickelte sich auch sein Prophetenbild. In "Jeremia" treffen wir auf einen Propheten, der in einer engen Beziehung zu seinem sehr gewaltsamen Gott steht. Er wird von Gott gebraucht und missbraucht und ausgestattet mit einer gewaltigen Stimme, die unheilbringende Worte ausspricht. Dass der Prophet im Gedicht mehr ist als nur ein Botschafter für Gott, wird schnell ersichtlich. Die Worte haben eine eigene Macht und Kraft, die sogar das Leben des Jeremia beeinflussen, bedrohen, aber auch bedingen.
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