Der Kampf um die Erinnerung
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Der weitgehende Konsens über den Zivilisationsbruch wurde nicht erst durch den »Vogelschiss«-Vergleich eines Fraktionsvorsitzenden des Deutschen Bundestages beschmutzt: 80 Jahre nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 wird die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus von weit rechts infrage gestellt wie nie zuvor seit den 1950er Jahren. Deshalb ist der Kampf um das Geschichtsbild unumgänglich für den Bestand und die Fortentwicklung der Demokratie in diesem Land. Denn ohne diese Erinnerung gäbe es kein Grundgesetz und keinen sozialen Rechtsstaat.
Hajo Funke zeichnet in diesem Buch die Stufen der Erinnerungskultur nach. Dass die Erinnerung so umkämpft ist, hängt auch mit der Ideologie des Nationalsozialismus und ihrer fatalen Verankerung in der deutschen Gesellschaft zusammen. Es war die politische Paranoia eines zerstörerischen »Erlösungs«-Antisemitismus und die Faszination für eine neue Herrschaft nach den Krisen der Weimarer Republik, die große Teile der deutschen Bevölkerung in ihren Bann gezogen und nicht nur zur Selbstunterordnung unter das NS-Regime, sondern auch zum Mitmachen bewegt hat. Im Zweiten Weltkrieg organisierte es schließlich eine unvorstellbare Radikalisierung rassistischer Verbrechen.
Was dies für die Opfer bedeutete, zeigt der Autor in Interviews mit aus dem Land getriebenen Überlebenden. Ihre Botschaft ist aktueller als je zuvor seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs: Nur wenn die Erinnerung an die Verbrechen und ihre Ursachen wachgehalten wird, kann es gelingen, eine sozial sensible, liberale Demokratie zu verteidigen, die gegen Rassismus und für die Menschenrechte eintritt.
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