Der Exorzist, sein Jäger und die Schatten der Aufklärung
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Am Morgen des 21. Dezember 1774 standen sich im württembergischen
Ellwangen der dort unter großer Anteilnahme der einheimischen
Bevölkerung und tausender auswärtiger Hilfesuchender praktizierende
Exorzist Johann Joseph Gaßner und eine von dem Theatinerpater
Ferdinand Sterzinger geführte Kommission gegenüber.
Diese Begegnung verkörpert wie kaum eine andere den Konflikt der
Katholischen Aufklärung mit den Mustern >barocker< Religiosität und
tradierten Modellen der Volksreligiösität. Gaßner war überzeugt, dass
nur ein Teil von Erkrankungen auf organische Ursachen zurückgeführt
werden könne, manche Krankheiten dagegen von dämonischen
Mächten und dem Teufel verursacht werden. Die enorme Aufmerksamkeit,
welche Gaßners Heilungen in Deutschland, Österreich, der
Schweiz und angrenzenden Regionen provozierten und zur Publikation
von mehr als hundert Pamphleten, Stellungnahmen und Gutachten
führten, zeigt es: In wesentlichen Bereichen war des Exorzisten Wirken
und die daran geübte Kritik mehr als ein theologischer Konflikt und
wirkte als Katalysator geistesgeschichtlicher Meinungsbildung massiv
auf die nach wie vor von den Geistlichen Fürstentümern geprägte politische
Landschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts im Alten Reich.
Dieses intellektuelle und religiöse Spannungsfeld - verkörpert in den
Viten und Aktivitäten Sterzingers und Gaßners - steht im Zentrum
dieses Buches.
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