"Der Brachvogel bin ich". Themen und Tendenzen gegenwärtiger Dalit-Literatur in Hindi
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Das moderne Indien gibt sich bemüht, soziale Diskriminierung als Teil der indischen Kastengesellschaft aufzuheben. Trotz unzweideutigem Verfassungstext, einer Reihe von Ausführungsgesetzen, nationalen Kommissionen und allerlei Fördermaßnahmen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen ist die Kluft zwischen Ideal und Wirklichkeit allerdings groß. "Sie werden meine Geschichte wohl noch nicht vernommen haben. Wer sollte sie auch erzählen?", schreibt Bhagvan Das 1998 zu Beginn einer imaginären Autobiografie des ewigen Latrinenputzers.
Zahlreich sind die zum Teil hochgradig euphorischen Zeugnisse der Überwindung der Stummheit in praktisch allen Genres der Dalit-Gegenwartsliteratur, das heißt der Literatur, die von sogenannten Kastenlosen verfasst wird. Dalit-Autorinnen und -Autoren sehen ihr Literaturschaffen nicht nur als Artikulation individueller Traumaarbeit, sondern als integralen Bestandteil der "Bewegung". Inspiriert von B. R. Ambedkar (1891-1956), verfolgen sie eigene Identitätspolitiken im Widerstand gegen brahmanische Deutungsansprüche indischer Kulturgeschichte. Die Dalit-Literatur in Mara?hi, die in den 1960er-Jahren entstand, ist Vorreiter. Moderne Hindi-Literatur zeigt, wie sich Dalit-Narrative aufgrund der Großstadterfahrung, auf dem Hintergrund unterschiedlicher sozialer Erfahrungen in Nordindien und durch komplexer werdende Religionsdiskurse verändern. Dalit-Gegenwartsliteratur in Hindi ist ein lebendiges Genre im kreativen Raum zwischen Aufbegehren und mainstreaming.
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