Der Behinderung einen Sinn verleihen
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Wie werden behinderte Figuren in der antiken Mythologie dargestellt? Diese Arbeit beleuchtet sechs prominente Figuren mit Behinderungen (Thersites, Teiresias, Oidipus, Hephaistos, Philoktetes und Plutos) und untersucht, wie verschiedene Autoren diverser Genres der antiken Literatur diese Figuren gestalten und welche Rolle dabei ihre Lahmheit bzw. Blindheit spielt. Es wird gezeigt, dass sich die Behandlung von behinderten Figuren keineswegs in ihrer Exklusion erschöpft, sondern Behinderungen ein Teil des ausgefeilten Instrumentariums antiker Erzählkunst sind. Gleichzeitig zeigt sich, wie wandelbar Mythen in den Händen ihrer Erzähler sind, die das narrative Material ihren Absichten anpassen. So erreicht beispielsweise Oidipus keineswegs notwendig durch seine Selbstblendung den Status eines Sehers, sondern zeigt dadurch bei Sophokles, dass er seine eigene Verantwortung nicht anerkennt, der hinkende Schmiedegott Hephaistos ist keineswegs immer nur ein Außenseiter, sondern bei Homer sogar der Sympathieträger auf dem Olymp. Die Einbeziehung spätantiker Philosophen und Allegoriker im Bereich des Hephaistos schließt eine Forschungslücke. Auf diese Weise korrigiert die Arbeit schematisierende Deutungen und legt Rezeptionsphänomene offen.
Erscheint im November