Den Manen Friedrich Nietzsches
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Excerpt from Den Manen Friedrich Nietzsches: Weimarer Weihgeschenke zum 75. Geburtstag der Frau Elisabeth Förster-Nietzsche
Es war ein W/idersinn, daß man überhaupt so etwas, wie ein demo: kratisches Idealer, aufzustellen unternahm, mochte man es nun bio: logistisch, oder wie immer sonst, zu begründen suchen. Denn ein solches Ideal ist ein Wäderspruch in sich. Es läßt sich darum auch nicht begründen. Freilich bietet es den theoretischen Vorteil, an ihm alle biologistische Idealbegründung am schärfsten scheitern zu sehen und am einleuchtendsten als sinnlos durchschauen zu können. Auf biologistischem Boden aber war es zunächst in der Moderne zweifellos erwachsen. Darum begreifen wir auch, wie Nietzsche sich dagegen ge: rade vom Leben aus zu wehren sucht. Gewiß waren alle großen Philo: sophen aller Zeiten antidemokratisch. Das folgt analytisch aus dem Begriff der Größe. Der große Philosoph ist immer ein Genie. Vom Genie aber, gleichviel ob es ein philosophisches, oder ein Genie anderer Art sei, erklärt Schopenhauer: es sei ihm so unmöglich, seiner eigenen Überlegenheit nicht bewußt zu werden, wie es unmöglich ist, daß ein Mann von sechs Fuß Höhe nicht merke, daß er die anderen über: rage. Welcher tiefer denkende Mensch überhaupt aber könnte sich ein demokratisches Genie denken? Ein demokratisches Genie müßte ihm genau so widersinnig vorkommen, wie ein genialer Demokrat. Möglich, daß er den Mdersinn als solchen nicht in scharfen, begriff: lichen Formen aufzuweisen vermöchte. Möglich, daß er der wider: sinnigen Wortzusammenstellung eines demokratischen Genies oder eines genialen Demokraten als widersinnig nur gefühlsmäßig inne würde und bei ihr einen ähnlichen seelischen Schlag empfände, wie bei den widersinnigen Wortzusammenstellungen etwa eines frommen Vierecks oder eines geistreichen Stickstoffs. So hat denn zuerst auch Nietzsche rein aus genialem Instinkt heraus gegen alle aus dem Bio: logismus sich nährende Demokratie protestiert und ihr das aristokra: tische Ideal entgegengestellt. Ja, es ist keine Frage: Er hat seinen Kampfgegen die Demokratie niemals mit der Ruhe, Sachlichkeit und Nüch: temheit geführt, wie etwa Platon, obwohl der ja auch mit starker Lei: denschaft Feind und Widersacher der Demokratie war, oder gar wie Kant, der in der leidenschaftslosen, aber vernichtenden Kritik seines kalten Denkens die Demokratie als solche schon als einen Wider: spruch in sich und mit der Freiheit durchschaute. Aus ursprünglichem Temperamente, aus dem Gefühl der vornehmen Seele heraus kämpft Nietzsche zunächst an gegen die demokratischen Tölpel, ihren pöbelmännischen Instinktcc entpersönlichender gleichmacherei, ihre herdentiermoral, gegen die auf die herdentierideale einer allgemeinen vermittelmäßigung des Menschener gerichteten demo: kratischen Instinkte der modernen Seele, die ihm ein brechmittel sind. So unmittelbar diese Abwehr selbst aus dem Instinkte heraus geboren ist, so bleibt doch Nietzsche weder beim bloßen Instinkte, noch bei der bloßen Abwehr stehen, und er kann dabei nicht stehen bleiben, gerade weil es die Abwehr einer vornehmen Seele ist. Die Abwehr dient ihm zur Aufrichtung eines positiven Zieles, und die Aufrichtung eines positiven Zieles muß er selbst begründen.
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