Dédoublement
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Die Arbeit unternimmt erstmals den Versuch, die (literarische) Décadence um 1900 ausgehend vom zeitgenössisch vieldiskutierten Phänomen des "dédoublement" (Paul Bourget) zu analysieren. Beim dédoublement handelt es sich um ein Wahrnehmungsverfahren, das sich modellhaft gedacht in der Struktur einer Ich-Verdopplung vollzieht: Das wahrnehmende Subjekt erfährt sich zugleich als das Objekt seiner Wahrnehmung, es beobachtet sich selbst beim Handeln, Denken und Fühlen. Indem im Rahmen der komparatistisch ausgerichteten Untersuchung die Herausbildung des dédoublement im ideengeschichtlichen und soziokulturellen Horizont des 19. Jahrhunderts verortet wird, gelingt es, das Phänomen von zeitlich früheren Selbstverdopplungsstrukturen abzugrenzen. Das dédoublement offenbart sich insofern als wesentliche Konstituente des dekadenten Bewusstseinszustands im europäischen Fin-de-siècle. Als solche wird das Phänomen von der dekadenten Literatur jedoch nicht nur inhaltlich diskutiert. Vielmehr kann gezeigt werden, dass das dédoublement auf den Bereich der Kunst appliziert zu einem sprachartistischen Textverfahren avanciert: Es erscheint als eine spezifisch dekadente Form von narrativer Ironie, die sich letztlich im Sinne eines Scharniers zwischen romantischer Ironie und den diversen narrativen Ironiekonzepten einer emphatischen Moderne, ja der Postmoderne begreifen lässt.
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