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Die Schriften Michail M. Bachtins haben die Aufmerksamkeit von Literatur- und Kulturwissenschaftlern im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts in einem solchen Mass auf sich gezogen, dass man von ihm als einem der wichtigsten Referenzautoren der Postmoderne sprechen kann.
Julia Kristeva und Jan Assmann berufen sich in ihren terminologischen Grundentscheidungen auf ihn und seit 1994 gibt es an der Universität Sheffield sogar ein Zentrum, das exklusiv der Erforschung Bachtins und seines Kreises gewidmet ist. Angesichts der Wirkungsmächtigkeit stellt sich die Frage nach den philosophiegeschichtlichen Bezügen seines Denkens. Wolfram Eilenberger rekonstruiert vor allem die Einflüsse, die von der deutschen Philosophie, besonders von der Philosophie der symbolischen Formen Ernst Cassirers, ausgingen. Vor diesem Hintergrund wird die Entfaltung von Bachtins Sprach- und Kulturtheorie in verschiedenen Stadien und Ausprägungen untersucht. Von grosser Bedeutung waren zunächst Bachtins Diskussionen im Zirkel um den Soziologen und Linguisten Valentin VoloSinov. Sodann werden Bachtins Theorie des polyphonen Romans, seine Dialogphilosophie und die daraus sich ergebenden allgemeinen kulturphilosophischen Konsequenzen analysiert. Weitere Untersuchungen beschäftigen sich mit seiner Theorie des Chronotopos und seinen Überlegungen zum grotesken Leib, zur Renaissance und zum Romanwerk François Rabelais'. Es wird einerseits aufgezeigt, wie Bachtins Lob des Lachens und des Karnevals die ästhetischen Positionen des sozialistischen Realismus unterwanderten, andererseits danach gefragt, was sein Einstehen für Vielstimmigkeit und Pluralismus in einer Zeit, in der alle Normen zur Disposition zu stehen scheinen, noch zu bedeuten habe.
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