Das Verrohte Herz
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68 und die Folgen: Ein englischer Kommunist verliebt sich in eine deutsche Aktivistin der Neuen Linken, die in den Terrorismus abgleitet. Wie weit kann oder darf kritische Solidarität gehen? Muss sich das Herz im Dienst der politischen Sache verhärten?
Wie in seinem bewegenden autobiografischen Bericht Carlino behandelt der schottische Autor Stuart Hood im Roman Das gnadenlose Herz zentrale Fragen politischen Engagements. Hood verkehrte um 1970 mit dem deutschen Schriftsteller Erich Fried, dessen Gedichte er ins Englische übersetzte. Frieds Londoner Haus war damals eine exterritoriale Anlaufstelle für die ausserparlamentarische Opposition in Deutschland, wobei Hood dort nicht nur Dutschke und andere Studentenführer, sondern auch etliche spätere Mitglieder der Roten Armee Fraktion kennen lernte. Ihn interessierte, wie er gesagt hat, "diese merkwürdige Mischung aus Idealismus und der Neigung, die Dinge ins Extrem voranzutreiben, jenseits aller Rationalität, beinahe in die Unwirklichkeit, in eine vollkommen selbstbezügliche Welt hinein."
Gegenüber deutschen Aufarbeitungen von 68 und des deutschen Terrorismus besitzt Hoods Werk eine zusätzliche Vielschichtigkeit. Die Hauptfigur, in den 1930er Jahren politisiert, später als Übersetzer tätig, kennt verschiedene politische Bewegungen und kulturelle Milieus. Als englischer Offizier hat er im Zweiten Weltkrieg gegen den Faschismus gekämpft und kann den antifaschistischen Impuls der deutschen 68er verstehen. Gegenüber seiner Desillusionierung versprechen sie die spektakuläre heroische Tat. Umgekehrt weiss er aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, wenn Menschen getötet werden, und so sieht er fasziniert und gelähmt, wie die Spirale der Gewalt zu drehen beginnt. Das gnadenlose Herz lotet solche Fragen um Politik und Gewalt, um Liebe und Solidarität, um Engagement und Resignation tiefgründig in ihren Widersprüchen aus, kritisch, aber nicht denunziatorisch.
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