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Das Überleben überleben

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Gerhard Richters essayistische Erkundung des Überlebens geht davon aus, dass dieses nicht nur etwas dem »normalen« Leben Hinzukommendes, eine verlängerte Frist, ist, sondern eine gesteigerte Form des Lebens selbst sein kann. In philosophischer Hinsicht bildet das Überleben daher den Ausgangspunkt für die Befragung dieser zugleich intensivsten und wesentlichsten Erfahrung des Lebens.Obwohl es in der philosophischen und essayistischen Tradition reichhaltige Reflexionen zu dieser Fragestellung zu finden gibt, war der Anlass für Richters Beschäftigung ein alltäglicher: Das Buch entstand unter dem Eindruck der Pandemie, die uns allen sowohl die Fragilität des körperlichen Lebens wie auch der sozialen Mitwelt, ihrer Strukturen und kultureller Praktiken, vor Augen führte. Die Notwendigkeit, die erfahrene Vergänglichkeit eines »Weltgefühls« mit den theoretischen Beobachtungen des Überlebens und der Verletzlichkeit des Lebens zusammenzulesen, wird aktuell durch die globalen Krisen noch verstärkt. Dabei ist Richters Zugangsweise eine umkreisende, genuin essayistische: Es geht weniger darum, einen konzisen Begriff des Überlebens festzuschreiben, als vielmehr die vielfältigen Bedeutungen dieser gedanklichen Konstellation zu ermessen. Durch einen historsichen Parcours, der von Nietzsche bis aktuell zu Jean-Luc Nancy oder Werner Hamacher reicht, geht Gerhard Richter den vielfältigen Implikationen nach, die das Überleben - zwischen Fortleben, gesteigertem Leben und auf Künftiges hin leben - haben kann. Lässt man sich auf dieses Spektrum an Bedeutsamkeiten ein, wird deutlich, dass Überleben stets aufs Neue gelesen werden muss, da es - irreduzibel - »immer erst noch verstanden werden muss«.
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