Das Gymnasium aus der bildungstheoretischen Perspektive des Humanismus
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Das Gymnasium ist wieder in stärkerem Maße bildungstheoretisch und anthropologisch zu reflektieren. Bei einer solchen Neubesinnung ist auch auf die unterschiedlichen neuhumanistischen Gründungskonzepte des Gymnasiums zu verweisen, die in ihren Reformansätzen bei allen Unterschieden im Einzelnen einer integralen "Idee" des Gymnasiums verpflichtet waren. Neben Humboldt und Hegel ist in diesem Zusammenhang vor allem Schleiermacher hervorzuheben, der in seinem Bildungsbegriff die Zweck- und Mittelkomponente, in seinen curricularen Vorgaben Geistes- und Naturwissenschaften dialektisch miteinander verschränkte und bildungsorganisatorisch einer flexibel-differenzierten Schulstruktur verpflichtet war. Gerade ein solcher integraler Systemansatz, der bildungstheoretische, bildungsorganisatorische, curriculare und didaktische Perspektiven aufeinander bezieht, erscheint angesichts der heutigen Tendenzen zur Fragmentarisierung der einzelnen Reformaspekte als ein Desiderat.
In den ersten beiden analytischen und interpretativen Teilen der Studie werden in systematisch-historischer Darstellung zusammenfassend die Bedeutung des Humanismus für das Gymnasium seit der neuhumanistisch inspirierten Reform bis in die Gegenwartsdiskussion hinein aufgezeigt. Im Rahmen dieser hermeneutisch-empirischen Besinnung werden die unterschiedlichen Humanismusverständnisse in den Kontext alternativer bildungstheoretischer Grundideen des Gymnasiums eingebettet.
Ziel des konstruktiven dritten Teils dieser Untersuchung ist es, in einem letztlich normativ implizierten und systembezogenen Ansatz Grundzüge eines erneuerten Humanismusverständnisses unter der Etikettierung eines "Dialektisch-integralen Humanismus" zu konturieren. (Hierzu ist es auch nötig, angesichts des gesellschaftlichen Bedeutungsverlusts des Humanismus und der teilweise berechtigten Kritik an manchen ideologischen Verengungen gewisser historischer Humanismusformen die Legitimität und den Nutzen eines solchen Unterfangens zu hinterfragen, um auf einer gesicherten Basis zu den Umrissen einer eigenen Humanismuskonzeption vorzudringen.)
Alle schulischen und außerschulischen Bildungsprozesse sind dann auf dieses humanistische Menschenbildungskonzept auszurichten. Das eigentliche Spezifikum gymnasialer Bildung besteht dann in einer im Vergleich zu anderen Schularten anspruchsvolleren, d.h. breiteren und vertiefteren Ausprägung dieses Ansatzes einer integralen Menschenbildung. So kann der gymnasiale Bildungsauftrag als "Komparativische Grundlegung einer humanistischen Bildung" definiert werden. Auf diesem bildungstheoretischen Fundament werden dann in exemplarischer Auswahl bildungsorganisatorische, curriculare und didaktische Konkretionen entwickelt.
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