Das feine Schweigen
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Das neue Buch Fritz Sterns vereint Vorträge der letzten Jahre: meisterhafte Porträts großer Persönlichkeiten wie Jacob Burckhardt und Max Planck und eindringliche, überraschend neue Erkenntnisse vermittelnde Essays über die deutsche Geschichte dieses Jahrhunderts. Aber der Band ist mehr als eine Sammlung von Vorträgen, allen Beiträgen ist ein Thema gemeinsam: Sie handeln vom Schweigen.
Der Titel dieses Buches nimmt ein Wort Friedrich Nietzsches über Goethe und die Deutschen auf. "Aber er hat über so viele Dinge um sich herum nie deutlich geredet und verstand sich zeitlebens auf das feine Schweigen: - wahrscheinlich hatte er gute Gründe dazu." War das "feine Schweigen" Goethes noch Ausdruck der Distanz zu seinen Zeitgenossen, so nahm es später andere Formen an: Es wurde zum Schweigen über Unrecht, zum Wegsehen, zur komplizenhaften Duldung des Verbrechens, schließlich der Verdrehung und Manipulation der Wahrheit. "Für mich", schreibt Fritz Stern, "ist dieses Wir wollten es nicht sehen die Signatur unseres Jahrhunderts."
Das Buch zeigt aber auch, daß es Augenblicke in der Geschichte des 20. Jahrhundert gab, in denen der Wille "in der Wahrheit zu leben" (Vaclav Havel) sich gegen das Schweigen, das Schweigen-Müssen unter dem Druck der Herrschenden, durchsetzte und die totalitären Regimes um ihre Macht brachte. Ungarn, die Tschechoslowake, Polen, die DDR bieten dafür eindrucksvolle Beispiele. Auch für dieses Buch gilt, was Ulrich Raulff über die früheren Veröffentlichungen Fritz Sterns gesagt hat: "Mag die Historie seine Muse sein, der er mit Meisterschaft und literarischem Talent wie kaum ein zweiter dient, so ist ihm die Gegenwart stets erste Verpflichtung. Seine Kenntnis der Vergangenheit bewährt sich in klaren Antworten auf aktuelle Fragen.
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