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Im Grunde genommen ist Schleim nur Wasser in molekularen Ketten. Doch was heißt das schon. Das auf den ersten Blick so bescheidene Material ist ein Phänomen, das Raum und Zeit umspannt. Schleim umgibt uns, immer schon und überall, was wir jedoch nur allzu gern vergessen und verdrängen. Schleim besetzt Zwischenräume und Grenz flächen, um dort die ganz großen Stellschrauben zu bewegen. Auch im Inneren des Menschen, wo er gut versteckt sensible Oberflächen als Barriere schützt und gnadenlos selektiert: Die guten Mikroben umhegt er, die bösen setzt er vor die Tür. Er lässt Bakterien bunkern, Schnecken mauern und hält Schleimaalen sogar Haie vom Leib. Gleichzeitig ist es die Schleimspur, die den Schneckenmann zur Schneckenfrau führt und ihre Attraktivität sogar vorab verrät. Susanne Wedlich folgt der Spur des Schleims durch Kunst, Kultur und Wissenschaft: Haeckels Urschleim, der für wenige Jahre Gott spielen durfte, fiktive Schleim-Monster und reale Schleim-Kreationen aus der modernen Forschung, die sich von Schleimen aus der Natur inspirieren lässt und die Zerbrechlichkeit unserer körpereigenen Barrieren besser verstehen möchte. Denn schlussendlich kennt jede evolutionäre Frage auch eine Antwort aus Schleim, ohne den es kein Leben geben kann. Er hält Gemeinschaften und ganze Biotope zusammen - solange ihm nicht der Klimawandel in die Quere kommt (und doch selbst der wird ihm vermutlich weniger an- haben als uns).
Erscheint im Oktober