Das Buch der Weisungen für Frauen – Kitab ahkam al-nisa'
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Erschrocken darüber, daß die Frauen seinerzeit nur wenig von den religiösen Pflichten und einer rechten islamischen Lebensführung wußten, verfaßte der berühmte Bagdader Gelehrte Abu l-Faradj Ibn al-Djauzi (1116-1200) das Kitab ahkam al-nisa - Das Buch der Gebote für Frauen. Er war damit der erste Autor der islamischen Welt, der versuchte, den von der offiziellen Bildung ausgeschlossenen Frauen grundlegendes religiöses Wissen zu vermitteln und sie an der islamischen Gelehrsamkeit teilhaben zu lassen. Für Ibn al-Djauzi war religiöse Bildung das Fundament eines frommen und gottgefälligen Lebens.
Im Kitab ahkam al-nisa finden sich alle zu seiner Entstehungszeit zentralen religiösen und rechtlichen Regelungen für die Frauen. Die Vorschriften und Bestimmungen werden vor allem anhand von Zitaten aus dem Koran und durch Aussprüche Muhammads, die Hadithe, begründet. Diese Verbindung mit der Tradition verleiht dem Kitab ahkam al-nisa bis in die Gegenwart Gültigkeit.
Ibn al-Djauzi, dessen OEuvre weit über 200 Werke umfaßt, ist einer der meistgelesenen islamischen Autoren. Seine Popularität und Bedeutung zeigt sich darin, daß seine Schriften bis heute immer wieder neu aufgelegt werden, darunter auch das Kitab ahkam al-nisa. Es wird derzeit sowohl unter Muslimen als auch von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen der Islamwissenschaft und der Genderstudies lebhaft diskutiert.
Im Verlag der Weltreligionen liegt zum ersten Mal eine Übersetzung ins Deutsche vor. Der Kommentar erschließt den Text aus seiner Zeit, führt in das Werk des Autors ein und bietet neue Sichtweisen auf Ibn al-Djauzi und das Thema der Frau im Islam.
Im Kitab ahkam al-nisa versammelt der Bagdader Gelehrte Ibn al-Djauzi die islamischen Gebote für Frauen. Die Verwurzelung in der Tradition des Koran und der Hadithe sicherte seine Bedeutung durch die Epochen hindurch. Das immer wieder neu aufgelegte und bis heute diskutierte Grundlagenwerk liegt jetzt erstmals in deutscher Übersetzung vor.
Textprobe:
Die Frau ist wie der Mann eine rechtsfähige Person. Deswegen obliegt es ihr, nach Wissen über ihre religiösen Pflichten zu suchen, damit sie zur Gewißheit gelangt. Wenn sie keinen Vater, Bruder, Ehemann oder nahen Verwandten hat, der sie die Pflichten lehrt oder sie unterweist, wie die Gebote zu erfüllen sind, so möge ihr das vergolten werden. Wenn sie niemanden hat, den sie fragen und von dem sie lernen kann, so soll eine Frau sie unterweisen, wenn diese es vermag. Wenn es eine solche nicht gibt, dann soll sie von den alten Leuten lernen. Wenn sie von jungen Leuten lernt, dann nicht in Einsamkeit, und sie sollen sich dabei auf das Notwendigste beschränken. Wenn irgendein religiöses Problem auftaucht, soll sie fragen und sich nicht fürchten, denn Gott schämt sich der Wahrheit nicht.
Überliefert von A'isha, Gott möge Wohlgefallen an ihr haben: "Der Gesandte Gottes, Gott segne ihn und schenke ihm Heil, sagte: 'Wenn die Frau aus dem Haus ihres Ehemanns etwas spendet, erhält sie dafür Lohn, ebenso der Ehemann und auch der Schatzmeister. Dabei verringert der Lohn des einen den des anderen nicht.'"
Aus: Kitab ahkam al-nisa, Kapitel 3 und 39
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