"Das Buch der Beispiele der alten Weisen" von Anton von Pforr. Historische Hintergründe und die Verbindung zu der "Warnfabel" von Eberhard im Bart
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Akademische Arbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, , Sprache: Deutsch, Abstract: Zu Beginn der 1470er Jahre wird von Anton von Pforr "Das Buch der Beispiele der alten Weisen" angefertigt. Es handelt sich dabei weitgehend um die Übersetzung des indischen Pancatantra aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung. Diesen Text überträgt Pforr aus einer lateinischen Vorlage ins Deutsche. Kann man davon ausgehen, dass der gelehrte Abkömmling eines Breisacher Patriziergeschlechts den Auftrag zu dieser Übersetzung von dem württembergischen Fürsten Eberhard im Bart und dessen Mutter Mechthild von Rottenburg erhielt, so stellt sich doch die Frage, wie es zu diesem lebhaften Interesse an dem indischen Fabelbuch kommen konnte. Ist dieses Interesse doch durch die Herstellung mehrerer aufwendig illuminierter Handschriften sowie zweier Drucke, zu Beginn der 1480er Jahre, ebenfalls in fürstlichem Auftrag, gut dokumentiert.Entgegen der geäußerten Vermutung, der ursprüngliche Anlass für das Übersetzungsprojekt und die Herstellung einer mit Bildern versehenen Handschrift lasse sich nicht mehr rekonstruieren, wird hier versucht eben diese Frage durch Rückgriff auf verfügbare historische Informationen zu beantworten. Eine Intrige an einem der württembergischen Höfe wird so fassbar, deren starke Ähnlichkeit mit den im "Buch der Beispiele" erzählten höfischen Intrigen offenbar Anton von Pforr motivierte, ein Übersetzungsprojekt in Angriff zu nehmen. Intrigant, Intrigenopfer und andere Mitglieder des Hofes in der historischen Realität können so benannt werden und die Absicht, die für die Herstellung der ersten Handschrift verantwortlich war, kann so verständlich werden. In den bereits vorliegenden ausführlichen Interpretationen des BdB wird das Interesse am Werk mit einem sich entwickelnden neuzeitlichen Geist in Verbindung gebracht, dem Bedürfnis durch nüchtern illusionslose Erzählungen ein ungeschminkt realistisches Bild von den gesellschaftlichen Verhältnissen geboten zu bekommen, wie dieses später von Machiavelli entworfen wird. Das Maß an Skrupellosigkeit, Gewalttätigkeit und erfolgreicher Intrige, welche das Fabelbuch bietet, könnte eine solche Deutung nahelegen. Diese Studie kommt jedoch zu einem anderen Ergebnis. Das BdB wird von den Initiatoren der Übersetzung als Zeugnis für verworfen brutale gesellschaftliche Verhältnisse verstanden. Dem BdB kommt somit die Funktion zu ein abschreckendes Beispiel zu sein, als Warnung zu dienen und Aufforderung zu sein, die eigenen kulturellen Standards zu verteidigen.
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